Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

Die Uerreichisch-ungarische Menarchie. (Mai 14.) 189 
Der Kaiser hält folgende Ansprache beim Empfang der Delegationen: 
Unsere Beziehungen zu allen Mächten sind fortdauernd die besten. Das 
festgefügte Verhältnis zu unseren Verbündeten, ergänzt durch das enge Ein- 
vernehmen, welches die Monarchie mit Rußland in den Balkanfragen pflegt, 
erfüllt uns mit Zuversicht in eine friedliche Entwickelung der Zustände uf 
unserem Kontinente. Die in einigen Wilajets der europäischen Türkei au 
Grund des Mürzsteger Programms unternommene Reformarbeit nimmt 
einen erfreulichen Fortgang und dürfte bei der in diesen Gebieten allmäh- 
lich eintretenden Beruhigung schon in nicht ferner Zeit günstige Resultate 
aufzuweisen haben. Tiefbetrübend ist der Kampf, der in Ostasien entbrannt 
ist und der bereits so zahlreiche Opfer an Menschenleben verschlungen hat. 
Möge es der göttlichen Vorsehung gefallen, diesem mörderischen Waffen- 
gang zeitlich und räumlich möglichst enge Grenzen zu ziehen und der Welt 
bald wieder die unermeßliche Wohltat des Friedens zu teil werden lassen. 
Meine Kriegsverwaltung bleibt hinsichtlich der laufenden Forderungen für 
die Erhaltung des Heeres in den Grenzen der letztjährigen Bewilligung, 
erbittet sich jedoch zu einer beschleunigteren Beschaffung von Waffen und 
Kriegsmaterial besondere Mittel. Meine Kriegsmarine benötigt größere 
Budgetmittel zum Zwecke einer rascheren Ausführung von begonnenen 
Schiffsbauten und Armierung von Schiffen. Die Verhältnisse in Bosnien 
und der Herzegowina sind in normaler und vollkommen ruhiger Entwicke- 
lung begriffen, und trotz der steigenden Bedürfnisse dieser Länder werden 
dennoch im Jahre 1905 die Erfordernisse der Verwaltung in den eigenen 
Einnahmen ihre Deckung finden. Ueberzeugt, daß Sie an die Prüfung 
der Ihnen zugehenden Vorlagen mit bewährter Einsicht und patriotischem 
Eifer schreiten, wünsche ich Ihren Arbeiten einen gedeihlichen Erfolg und 
heiße Sie herzlich willkommen. 
Das gemeinsame Budget pro 1905 weist ein Gesamtbruttoerfordernis 
von 377 114 997 Kronen und nach Abschlag der Bedeckungssumme von 
7967 114 Kronen ein Gesamtnettoerfordernis von 369 147 883 Kronen auf, 
was gegenüber dem Gesamtnettoerfordernis für 1904 um 1 137 965 Kronen 
größer ist. Unter anderem wird um die Bewilligung eines Teilbetrages 
von 88 Millionen Kronen als einmaliges außerordentliches Erfordernis zur 
Fortsetzung der Beschaffung des neuen Feldartillerie-Materials, dann zur 
entsprechenden planmäßig auf mehrere Jahre verteilten Beschaffung von 
Ausrüstungsgegenständen, für welche bisher nur kleine Raten des außer- 
ordentlichen Heereserfordernisses angesprochen wurden, angesucht. In der 
bezüglichen Vorlage wird ausgeführt, von dem Gesamterfordernis für Be- 
schaffung des neuen Feldartillerie -Materials von rund 185 Millionen 
Kronen seien für 1904 bereits 15 Millionen bewilligt. Für 1905 soll 
diesem Zwecke ein weiterer Teilbetrag von 50 Millionen zugeführt werden. 
Weiter erscheine es erforderlich, eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen, 
für welche bisher im außerordentlichen Heereserfordernis nur kleine Raten 
eingestellt wurden, zur Sicherung der Schlagfertigkeit des Heeres nach 
einem entsprechenden Plane auf mehrere Jahre verteilt zu beschaffen. 
Hierzu wird successive ein Betrag von 65 Millionen erbeten, wovon für 
1904 10 Millionen, für 1905 28 Millionen in Anspruch genommen werden. 
In der Vorlage betreffend einen außerordentlichen Kredit von 75 176 000 
Kronen für die Kriegsmarine wird ausgeführt, die bereits im Zuge be- 
findlichen Schiffsbauten samt Maschinen, sowie deren Ausrüstung, Armie- 
rung und Munition würden im Laufe der nächsten Jahre ein Erfordernis 
von 47 886 000 Kronen benötigen. Hierzu kommt noch eine Reihe von 
unbedingt notwendigen Ersatzbauten für die Torpedoflotte mit einem Er- 
fordernis von 34 Millionen, ferner der Bau von Unterseeboten, verschie- 
 
	        
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