200 Die ãserreigisq·nngarise Menariie. (Oltober 20.)
Kenntnis erhält, läßt der Minister die inkriminierten Vorfälle untersuchen
und, wenn die Untersuchung Tatsachen feststellt, welche den Amtsverlust
nach sich ziehen, die Kirchenbehörde zur Durchführung der Strafe auf-
fordern. Leistet sie dieser Aufforderung nicht Folge, so wird die Anstalt
provisorisch oder definitiv gesperrt. Für die Durchführung des neuen Ge-
setzes sind vier Jahre geplant.
Die „Kölnische Volkszeitung“ gibt folgende Statistik der Nationali-
täten und Volksschulen: In Ungarn (ohne Kroatien-Slawonien) gab es
1890 unter 46,65 Prozent Magyaren (1900; 51,4 Prozent), 13,62 Prozent
Deutsche (11,8 Prozent), 13,52 Prozent Slowaken (11,9 Prozent), 17,5
Prozent Rumänen (16,7 Prozent), 2,57 Prozent Ruthenen (2,5 Prozent),
4,6 Prozent Serbokroaten (3,7 Prozent) und 1,54 Prozent andere (2 Prozent).
Fiume ist 1890 nicht mitgerechnet. Daß ein so außerordentliches An-
wachsen des Magyarentums tatsächlich stattgefunden hat, ist kaum anzu-
nehmen. Mancher wird aus allerlei Gründen sich bei der Zählung als
Maggyare bezeichnet haben, der als solcher nicht zu betrachten ist. Die Un-
genauigkeiten fallen aber nicht ins Gewicht, da die Schulstatistik auf den-
selben Prinzipien aufgebaut ist wie die Bevölkerungsstatistik. 1890 nun
zählte man auf den ungarischen Volksschulen neben 1 165.000 magyarischen
318 000 deutsche Schüler. Dazu kamen 286 000 Slowaken, 251.000 Ru-
mänen, 53000 Ruthenen und 97000 Serbokroaten. Zwölf Jahre später
waren es 1350 000 Magyaren geworden. Die Slowaken waren auf
320 000 gestiegen, die Rumänen auf 309,000, die Ruthenen auf 54 000. Ge-
sunken waren die Serbokroaten auf 88 000 und die Deutschen auf 316 000.
Während also in der Bevölkerung von 1890 die Magyaren keine, 1900
aber eine zweifelhafte Mehrheit haben, sind sie unter den Schülern bereits
1890 in der Mehrheit, ein Verhältnis, das bis 1902 sich weiter zu Gunsten
des Magyarentums entwickelt hat. 1890 hatte Ungarn 16 805 Schulen
niederer Ordnung. Hierunter waren mit rein ungarischer Unterrichtssprache
8994 = 53,52 Prozent. Gemischte Unterrichtssprache hatten 2857 (17 Pro-
zent). Ausschließlich fremde Unterrichtssprache endlich hatten 4954 (29,48
Prozent). 1902 gab es Schulen 17299, davon rein ungarisch 10 682
(61,75 Prozent), zweisprachig 3274 (18,93 Prozent), mit ausschließlich nicht
ungarischer Unterrichtssprache 3343 (19,32 Prozent). Bei den zweisprachigen
Schulen stehen, wie früher, die Slowaken an erster Stelle (1161); es folgen
die Rumänen (777) und dann die Deutschen (694). Die einsprachigen
Schulen, soweit sie nicht magyarischer Unterrichtssprache sind, haben sämt-
lich abgenommen. Ungeheuer sind die Slowaken gesunken (auf 492), die
Deutschen auf 384. Also auch hier ein gewaltiges Vordringen des Magyaren-
tums. Die Deutschen in Ungarn wohnen teils zersprengt, teils in größerer
Menge zusammen. Hier erhalten wir verblüffende Ziffern. Rund 30 Pro-
zent deutscher Bevölkerung haben die vier Komitate: Tolna, Eisenburg,
Torontal unb Bacs-Bodrog. Rein deutsche Schulen haben nur das an
zweiter Stelle genannte (53 = 10 Prozent aller Schulen) und das letzt-
erwähnte (54 von 383). Daneben hat Temes mit 33 Prozent Deutschen
eine deutsche Schule unter 3671! Die übrigen Bezirke mit größerem Pro-
zentsatz Deutschen besitzen keine deutsche Volksschule, so Baranya (33,5 Pro-
zent Deutsche), Oedenburg (37 Prozent), Zips (25 Prozent) und Wiesel-
burg (61 Prozent). Dagegen haben sämtliche bislang genannten Komitate
deutsch-ungarische Schulen, nämlich etwa die Hälfte Wieselburg, ein Drittel
Oedenburg und Zips u. . w. Die vier größeren überwiegend deutschen
Städte Preßburg, Oedenburg, Temesvar und Waschetz haben weder rein
deutsche noch deutsch gemischte Volksschulen. Das Deutschtum bezw. seine
Vertreter haben hier die Elementarschule durchweg selbst dem Magyarentum