Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

240 Frankreich. (Februar 13.—März 5.) 
gabe an den Präsidenten Loubet gegen die Unterdrückung des Kon- 
gregationen-Unterrichts als eine Barbarei zum Zweck der Aus- 
rottung des Katholizismus. Sie finden viel Zustimmung in der 
hohen Geistlichkeit. 
13. Februar. (Paris.) Es wird ein Abkommen mit Siam 
unterzeichnet. 
Es sichert Frankreich alle Vorteile des Abkommens vom Jahre 1902, 
enthält aber ferner eine Reihe von Bestimmungen, die darüber hinaus 
Frankreich einen wirtschaftlichen und politischen Einfluß in dem siamesischen 
Laosgebiet und in den Provinzen um den Großen See verschaffen, in 
welchem Siam seit mehreren Jahren bemüht war, die lokalen Behörden 
zu unterdrücken und an Stelle der Eingeborenenpolizei siamesische Gendar- 
merie zu setzen. Diese Versuche werden sich nicht wiederholen, da Siam 
sich verpflichtet hat, in diesen Provinzen die reine Eingeborenenpolizei auf- 
recht zu erhalten, deren Offiziere Franzosen sein sollen. Sobald dort die 
allgemeine Sicherheit durchgeführt ist, sollen öffentliche Arbeiten unter Lei- 
tung französischer Ingenieure unternommen werden. Frankreich behält 
Tschantabum, bis die neue französisch-siamesische Grenze, namentlich der 
Teil zwischen dem Großen See und dem Meere, der seit dem Jahre 1867 
nicht hatte festgesetzt werden können, von einer gemischten Kommission fest- 
gestellt ist und bis die Frankreich zukommenden Gebietsteile sich in seinem 
Besitze befinden. Die französischen Ingenieure erhalten die Erlaubnis, auf 
dem Land- oder auf dem Wasserwege die Verbindung mit der bedeutendsten 
Stadt des Nam-Mun--Tales, Uban, zu erleichtern. Dies wird es Fran- 
zösisch-Indochina ermöglichen, dort seinen wirtschaftlichen Einfluß auszuüben 
und Absatzgebiete für die aus Saigon kommenden Waren zu erschließen. 
Längs des rechten Ufers des Mekong hat Siam Frankreich in allen Han- 
delszentren, die der Generalgouverneur von Indochina bezeichnet hat, 
Strecken Landes eingeräumt, wo Handels- und Schiffsniederlassungen ge- 
gründet werden sollen. Auf dem siamesischen Gebiet sollen überall, wo 
der Mekong dem Verkehr Hindernisse biete, Eisenbahnen gebaut werden. 
Frankreich wird somit auf dem rechten Mekongufer zahlreiche Punkte be- 
setzen, so daß die Zone von 25 Kilometern überflüssig wird, durch die 
Siam gehindert werden sollte, sich auf dem linken Mekongufer festzusetzen. 
Des weiteren verzichtet Siam auf die Souveränität über mehrere auf dem 
rechten Mekongufer gelegene Territorien. Die Frage der Schutzbefohlenen 
ist den Forderungen Frankreichs entsprechend geregelt worden. Siam 
erkennt die gegenwärtigen Listen an. Die französische Rechtsprechung wird 
auf alle französischen Schutzbefohlenen ohne Unterschied ausgedehnt. 
Mitte Februar. Mehrere Offiziere, die sich weigern, bei 
der Austreibung von Mönchen mitzuwirken, werden mit Festungs- 
haft bestraft. 
26. Februar. (Paris.) Ein Schiedsgerichtsvertrag mit 
Spanien wird unterzeichnet. 
Februar. März. Im „Figaro“ werden heftige Angriffe gegen 
die Marineverwaltung erhoben, die auf höhere Beamte zurück- 
geführt werden. Es wird eine Untersuchung eingeleitet. 
5. März. (Paris.) Der Kassationshof beschließt die Revi-
	        
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