Kelsien. (Juni 22.—Dezember 8.) 271
den Kammerwahlen gewinnen die Katholiken 4 Sitze und verlieren 7, die
Liberalen gewinnen 9, die Sozialisten verlieren 7. Sie gewinnen einen
Sitz. Die Mehrheit der Katholiken sinkt von 26 auf 20 Stimmen. Im
Senat verlieren die Katholiken 3 Sitze, die Liberalen gewinnen 2, die
Sozialdemokraten einen. Die Unabhängigen gewinnen ihren ersten Sitz.
Die Mehrheit der Katholiken im Senat fällt von 16 auf 12 Stimmen.
22. Juni. (Brüssel.) Der deutsch-belgische Handelsvertrag
wird unterzeichnet.
14./18. Juli. (Antwerpen.) Aufenthalt eines deutschen Ge-
schwaders von 33 Kriegsschiffen.
26. August. (Antwerpen.) Beim Brande eines großen
amerikanischen Petroleumlagers kommen 8 Menschen um.
15. September. Eine vom König eingesetzte internationale
Kommission reist nach dem Kongostaat, um die gegen die Regie-
rung erhobenen Vorwürfe zu untersuchen. (Vgl. 1908.)
Oktober. Mehrere Arbeiterverbände, z. B. die Docker in
Antwerpen, trennen sich von der sozialdemokratischen Partei und
organifieren sich als reine Gewerkschaften.
6. November (Brüssel.) Liberale Umzüge demonstrieren
für allgemeines Stimmrecht, persönliche Dienstpflicht und allgemeine
Schulpflicht.
Mitte November. Kritik des Wehrsystems durch den König.
Es wird bekannt, daß der König ein Rücktrittsgesuch des Kriegs-
ministers Cousebant d’Alkmade abgelehnt hat, da er noch große Auf-
gaben zu lösen habe, wie die Befestigung von Antwerpen und die Ver-
mehrung der Artillerie. Ferner solle er den Bestrebungen auf Zersetzung
der Armee, die sich in der Kammer geltend machten, entgegenarbeiten.
Diese Bemerkung richtet sich gegen das von der klerikalen Partei geschaffene
Freiwilligensystem. «
Ende November. Mehrere große Arbeitervereinigungen, wie
die Antwerpener Hafenarbeiter und Diamantschleifer, die Henne-
gauer Glasbrenner, treten aus der Sozialdemokratie aus.
1. Dezember. (Brüssel.) Belgien, Schweden und Norwegen
unterzeichnen einen Schiedsgerichtsvertrag.
8. Dezember. Die Kammer genehmigt nach zweitägiger
Debatte über den Brief des Königs zum Wehrsystem gegen die
Stimmen der Linken ein Vertrauensvotum, wonach die nationale
Verteidigung niemals besser gewesen sei als jetzt.