Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

Kutland. (April 12. 15.) 287 
komplettieren. Weiter werden durch kaiserlichen Befehl einberufen: a) Alle 
Reserveoffiziere der Kriegsmarine; b) alle laut den Mobilisierungsvorschriften 
zur Einberufung bestimmte Reservemannschaft der Kriegsmarine aus den 
Gouvernements Nischni-Nowgorod, Jaroslaw, Symbirsk, Saratow, Samara, 
Astrachan, Wologodz, Petersburg, Kurland, Taurus und Jekaterinoslaw; 
c) die gesamte Reservemannschaft der Armee und Kriegsmarine, die sich in 
Diensten der Freiwilligenflotte, der Hafenkommandanten und der technischen 
Abteilungen des europäischen Rußlands befindet, mit Belassung auf ihrem 
gegenwärtigen Posten. 
12. April. Der Kriegsmaler Wassily Wereschtschagin, geboren 
26. Oktober 1842, ertrinkt auf dem „Petropawlowsk“. 
15. April. Zum Nachfolger Makarows wird Admiral Skryd- 
low, Kommandant der Schwarzen Meer-Flotte, ernannt. 
Mitte April. Beschaffung der Kriegskosten. 
Mit Rücksicht auf die Notwendigkeit, die Finanzmittel des Staates 
möglichst zur Deckung der Kriegskosten zu verwenden, schreibt ein Befehl 
des Kaisers die zeitweilige Einschränkung der Tätigkeit der Adels- und 
Bauernagrarbank vor. — Vom Budget des Hofressorts wird eine Million 
Rubel der Staatsrentei überwiesen. Das Budget für 1904 wird um 134 
Millionen Rubel gekürzt. Ferner erläßt der Finanzminister eine Verord- 
nung, wodurch die Verbindlichkeit der Einwohner in Sibirien und im russi- 
schen Orient bis zum Ende des Krieges in der Schwebe bleiben. Diese 
Maßregel wurde zur Unterstützung der Bevölkerung der durch den Krieg 
besonders betroffenen Gebiete ergriffen und gewährt Aufschub für Zahlung 
im Betrage von rund 80 Millionen Rubel. 
April. Debatte und Regierungserklärung über eine Inter- 
vention im ostafiatischen Kriege. 
Eine Zeitungsnachricht, daß England im ostasiatischen Kriege inter- 
venieren werde, wird von einigen russischen Blättern wohlwollend auf- 
genommen. Der „Swjet“ schreibt dagegen: „Rußland benützte niemals 
irgend eine Hilfe, obgleich es oft den anderen geholfen hat. Rußland ver- 
langt keine Hilfe und keine Intervention. Nur das Wort des Kaisers hat 
eine Bedeutung für Rußland. In einem Telegramm an den Admiral 
Alexejew kennzeichnete der Kaiser unseren Kampf mit Japan in folgenden 
Ausdrücken: Dieser Kampf wird das Uebergewicht Rußlands an den Küsten 
des Stillen Meeres endgültig sicherzustellen haben."“ 
Am 27. April ergeht folgendes Rundschreiben des Ministers des 
Auswärtigen an die Vertreter im Auslande: Die Presse des Auslandes 
verbreitet in der letzten Zeit hartnäckig Gerüchte über bei einigen euro- 
päischen Regierungen aufgetauchte Absichten einer friedlichen Vermittlung 
behufs schnellerer Beendigung des russisch-japanischen Konfliktes. Ein- 
gegangene Telegramme melden sogar, der kaiserlichen Regierung seien be- 
reits Vorschläge in solchem Sinne gemacht worden. Die Vertreter sind 
bevollmächtigt, diese Meldung auf das kategorischste zu dementieren. Ruß- 
land wünschte den Krieg nicht und tat in den Grenzen der Möglichkeit 
alles, um die im fernen Osten entstandenen Verwicklungen auf friedlichem 
Wege zu lösen, doch nach dem treulosen Ueberfalle Japans, der Rußland 
ezwungen hat, zu den Waffen zu greifen, kann augenscheinlich keinerlei 
iedliche Vermittlung einen Erfolg haben. In gleicher Weise wird die 
kaiserliche Regierung auch keine Einmischung irgendwelcher Macht in die 
unmittelbaren Verhandlungen zulassen, die nach Beendigung der kriegeri-
	        
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