Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

302 RNußland. (Dezember 28. Ende.) 
formen der inneren Verwaltung des Reichs äußerten. Diese Wünsche 
wurden in der Presse und in verschiedenen Versammlungen, auch dem Ge- 
setz zuwider in den Sitzungen der Stadträte und der Semstwos besprochen. 
Unter dem Einfluß von Personen, die den Staat umzustürzen wünschen 
und sich besonders die Erregung der Jugend zunutze machen wollten, 
fanden in verschiedenen Städten stürmisch verlaufene Versammlungen statt, 
in welchen die Notwendigkeit erklärt wurde, an die Regierung Forde- 
rungen zu stellen, die angesichts unserer Grundsätze unzulässig sind. Diese 
gegen die bestehende Ordnung gerichtete Bewegung ist dem russischen Volke 
fremd, das den historischen Grundlagen der Staatsorganisation treu bleibt. 
Die Personen, die an den Bewegungen teilnehmen, vergessen die schweren 
Verhältnisse, in welchen das Reich sich augenblicklich befindet, und arbeiten 
unbewußt nicht zum Besten des Vaterlandes, sondern seiner Feinde. Da 
es die Pflicht der Regierung ist, die Staatsordnung und die öffentliche 
Sicherheit gegen alle Versuche, den regelmäßigen Gang des inneren Lebens 
zu unterbrechen, zu beschützen, müssen und werden alle Versuche, die Ord- 
nung umzukehren, und alle regierungsfeindlichen Ansammlungen mit allen 
gesetzlichen Mitteln unterdrückt werden. Die Schuldigen, hauptsächlich schul- 
dige Beamte, werden gerichtlich belangt werden. Die Semstwos, die kom- 
munalen Institutionen, sowie Institutionen anderer Art dürfen die ge- 
setzten Grenzen nicht überschreiten. Die Leiter öffentlicher Versammlungen, 
die eine Besprechung der Fragen betreffend die Organisation des Staates 
zulassen, verfallen der Verantwortlichkeit gegenüber den bestehenden Ge- 
setzen. Den Zeitungen kommt es zu, ihrerseits zur Beruhigung des öffent- 
lichen Lebens beizutragen, das von dem regelmäßigen Laufe abgewichen ist. 
W. Dezember. (Moskau.) Infolge der kaiserlichen Erlasse 
vertagen sich die Semstwos des Moskauer Gouvernements. Eine 
geplante Petition an den Zaren um konstitutionelle Reformen war 
von einer autokratisch gesinnten Minorität nicht unterzeichnet worden. 
28. Dezember. (Petersburg.) Eine Versammlung von Ver- 
tretern der Intelligenz protestiert scharf gegen den japanischen Krieg 
und fordert eine parlamentarische Vertretung. 
Ende Dezember. Im westlichen Rußland dauern die Ruhe- 
störungen fort.
	        
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