Das Denisthhe Reih und seine einzelnen Glieder. (Januar 8./12.) 3
unterbreiten. In ernster Zeit nimmt der Landtag seine Arbeiten wieder
auf. Um so unerschütterlicher vertraut die Königliche Staatsregierung
darauf, daß ihre auf die Festigung und Entwickelung unserer Verhältnisse
gerichteten Bestrebungen bei Ihnen, wie bisher, eine hingebende und tat-
kräftige Unterstützung finden werden. Auf Befehl Seiner Majestät des
Kaisers und Krnigs erkläre ich den Landtag der Monarchie für eröffnet.
8. Januar. (Berlin.) Eine große von Professor Schmoller
berufene Versammlung, in der u. a. Kolonialdirektor Dernburg
spricht, faßt folgende Resolution:
„In Erwägung, daß ein großes Kulturvolk, wie das deutsche, sich
nicht dauernd auf Binnenpolitik beschränken kann, sondern neben den
anderen großen Nationen an der Kolonial= und Weltpolitik teilnehmen
muß; in Erwägung, daß die späte Bildung des Deutschen Reiches als
Nationalstaat unser Volk erst in allerjüngster Zeit an diese Aufgabe hat
herantreten lassen und infolgedessen weiten Kreisen die uns auferlegte welt-
geschichtliche Pflicht noch nicht zum Bewußtsein gekommen ist; in Er-
wägung, daß die Mehrheit des Reichstags, welche die Forderungen für
Südwestafrika ablehnte, nicht bloß unsere weltpolitische Stellung, sondern
auch das Gebot der nationalen Ehre verkannt hat; in Erwägung, daß bei
den bevorstehenden Neuwahlen diese Frage von der höchsten Bedeutung sein
wird, und Deutschland eines Reichstags bedarf, der nicht kleinmütig und
zögernd, nicht nach den Bedürfnissen der Fraktionstaktik, sondern mit der
Entschlossenheit, die das Bewußtsein eines hohen Zieles gibt und verlangt,
an diese Fragen herantritt — beschließt die Versammlung, ein Komitee
einzusetzen mit dem Auftrage, ohne unmittelbares Eingreifen in das Partei-
getriebe das Verständnis für die Kolonial= und Weltpolitik in den Kreisen
der Wählerschaft zu erweitern und zu vertiefen.“
Infolge dieses Versammlungsbeschlusses wird das Komitee, das sich
unter Prof. Schmollers Leitung gebildet hat, erweitert zu einem „Kolonial-=
politischen Aktionskomitee“, dem viele Mitglieder aus ganz Deutschland,
namentlich Professoren, beitraten. (Vgl. Preuß. Jahrbücher Bd. 127).
8. Januar. Das Preußische Herrenhaus wählt das
frühere Präsidium, Fürst Knyphausen, Frhr. v. Manteuffel, Ober-
bürgermeister Becker, wieder.
8./12. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Erste
Beratung des Etats. — Landarbeiter, Lehrer, Polen.
Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben legt den Etat vor. Für das
Etatsjahr 1907 sind die Einnahmen des Staates auf 3187109 250 .“, die
Ausgaben im Ordinarium auf 2903191 640 X, im Extraordinarium auf
283 917610 , zusammen mithin ebenfalls auf 3 187109 250 X veranschlagt.
Gegenüber den Veranschlagungen für das laufende Jahr zeigen die Schluß-
summen des Etats für 1907 eine Erhöhung um 276764 854 „X Dieselbe
verteilt sich bei den Ausgaben mit 229790888 „X auf das Ordinarium und
mit 46973966 X& auf das Extraordinarium. Es sind höher angesetzt bei
den staatlichen Betriebsverwaltungen die Einnahmen um 261 876741 ,
die Ausgaben im Ordinarium um 184748581&¾ und im Extraordinarium
um 40368 150 (/“, bei den Dotationen und der allgemeinen Finanzverwal-
tung die Einnahmen um 3648958 X und die Ausgaben im Ordinarium
um 18678737.¾, bei den eigentlichen Staatsverwaltungen die Einnahmen
um 11239 155 ", die Ausgaben im Ordinarium um 26363570 M und
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