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Verhandlungen Freiheit mit Ordnung zu paaren, die Arbeiten zu beschleunigen
und so der Tätigkeit der Gesetzgebung Erfolg zu sichern. Die Thronrede
fährt hierauf fort: Die volle Entfaltung der reichen Begabungen meiner
Völker wird gehemmt durch nationale Gegensätze, die seit langem das
öffentliche Leben erfüllen. Den stärksten Ausdruck finden diese in der
Sprachenfrage, deren dauernde Ordnung bisher noch nicht gelungen ist.
Gleichwohl darf die österreichische Staatskunst daran nicht erlahmen, sie
muß vielmehr die stete Umgestaltung der nationalen Kräfte in Staatskräfte
als Ziel im Auge behalten. Die Lösung kann aber nur gefunden werden
durch den redlichen Willen aller Beteiligten, sich im Rahmen der Staats-
rundgesetze und der staatlichen Bedürfnisse zu verstehen und zu verständigen,
aewie durch wechselseitiges Entgegenkommen, das in der neugeschaffenen
politischen Rechtsgleichheit eine günstige Voraussetzung findet. Eine solche
Lösung würde zugleich ein ungestörtes Zusammenwirken der Parteien an
den gemeinsamen staatlichen Aufgaben und die notwendige Einheit der
staatlichen Verwaltungszwecke gewährleisten. Es ist mein Wunsch, meinen
Völkern als gesichertes Erbe den gesicherten Bestand ihrer nationalen
Güter zu hinterlassen und hierdurch der Gesamtheit den nationalen Frieden
zu verbürgen, der ein Gemeinbesitz aller Vaterlandsfreunde wäre. Meiner
Regierung habe ich es zur Pflicht gemacht, hierfür ihre ganze Kraft hinein-
zusetzen, und ich richte an alle, denen ihr Volkstum und das Wohl des
Staates gleich teuer sind, die Bitte, mit ganzer Hingebung an der Er-
reichung dieses Zieles mitzuwirken. Die Thronrede kündigt sodann eine
Reform der Organisation der politischen Behörden durch Errichtung einer
politischen Landesstelle unterzuordnender Kreisbehörden an, verweist auf die
Befreiung der Bauernschaft von den Grundlasten, auf die Schaffung voller
Freiheit des bürgerlichen Erwerbes, welcher nunmehr durch Schaffung der
Alters- und Invaliditätsversicherung ihre sozialische Ergänzung finden soll.
Auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes werden gesetzgeberische Maßnahmen
namentlich in Bezug auf die Nachtarbeit der Frauen in gewerblichen
Unternehmungen, desgleichen im Bergbaubetriebe notwendig sein. Hand in
Hand mit der sozialpolitischen Fürsorge muß aber eine wohldurchdachte,
energische Produktionspolitik einhergehen, die alle im Volke vorhandenen
wirtschaftlichen Kräfte zu harmonischer Entfaltung bringt und die volle
Nutzbarmachung der Errungenschaften des technischen Fortschritts ermög-
licht. Die Verhandlungen wegen Abschlusses neuer Handelsverträge sollen
der Erweiterung unseres Außenhandels dienen; zugleich soll unsere Waren-
ausfuhr durch systematische staatliche Unterstützung gefördert werden. Der
steigenden Bedeutung des Telegraphen= und Telephonwesens wird die
Regierung kraftvolle Förderung angedeihen lassen. Die Erhaltung und die
esunde Entwicklung eines lebenskräftigen gewerblichen Mittelstandes wird
in systematischem Ausbauen der Gewerbegesetzgebung, in der Ausgestaltung
des Gewerbeförderungsdienstes und endlich durch Errichtung einer Zentral-
genossenschaftskasse Ausdruck finden. In der Erkenntnis der hohen Be-
deutung der Landwirtschaft für das allgemeine Wohl wird sich die
Regierung angelegen sein lassen, mit Vorschlägen zur Kräftigung der in
diesem überaus wichtigen Zweige der nationalen Wirtschaft tätigen boden-
ständigen Bevölkerung an die Gesetzgebung heranzutreten. Insbesondere
wird sie sich mit der Frage der Regelung des landwirtschaftlichen Personal= und
Realkredits, sowie mit der Frage einer rationellen intensiven Pflege der
Viehzucht beschäftigen. Die Thronrede weist sodann auf die wichtigen auf
dem Gebiete des Bergbaubetriebes zu lösenden sozialpolitischen Fragen,
insbesondere auf die Reform der Bergarbeiterversicherung sowie der Berg-
baugesetzgebung, hin und erklärt, der Reichsrat werde insbesondere sich mit