Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1907. (48)

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8 285 des Personalsteuergesetzes im eigenen Wirkungskreise abgeschlossen 
werden. Was die Bankfrage anbetrifft, so geht aus den Erklärungen des 
österreichischen Ministerpräsidenten hervor, daß sich beide Regierungen auf 
die Anschauungen geeinigt haben, es sei im Interesse der beiden Staaten 
gelegen, über ein etwaiges Ansuchen der österreichisch-ungarischen Bank um 
Verlängerung ihres mit Ende des Jahres 1910 ablaufenden Privilegiums 
mit ihr in Verhandlung zu treten. Die Frage der Aufnahme der Bar- 
zahlungen ist nach der Erklärung des Ministerpräsidenten auf den Zeitpunkt 
vertagt worden, wo die Bankfrage gelöst sein wird und wo auf dem 
internationalen Geldmarkte normale Verhältnisse herrschen werden. Im 
Falle der Verlängerung des Bankprivilegiums bis Ende 1917 wird den 
ungarischen Staatspapieren mit Ausnahme künftiger Prämienanleihen auf 
die Vertragsdauer, also bis Ende 1917, die Eignung zur Veranlagung von 
Geldern zugestanden werden können, die Sparkassen und Versicherungs- 
anstalten aller Art unter gewissen Bedingungen und Voraussetzungen 
zukommt. Für die Behandlung der Quotenfrage wird nach den Erklärungen 
des Ministerpräsidenten ein streng verfassungsmäßiger Weg gewählt. Die 
Regierungen werden zunächst im Wege des ihnen verfassungsmäßig ge- 
währten Einflusses dahin wirken, daß die sofort zu wählenden Quoten- 
deputationen eine Neuregelung des Beitragsverhältnisses vereinbaren; sollte 
dieses binnen vier Wochen, vom 16. Oktober an gerechnet, nicht gelingen, 
so haben sich beide Regierungen verpflichtet, dem Parlamente Gesetzentwürfe 
über die Beitragsleistung zum gemeinsamen Aufwande zu unterbreiten, in 
denen die Erhöhung der ungarischen Quote um 2 v. H. vorgesehen sein 
würde. Das künftige Beitragsverhältnis wird sich also mit 63,6: 36,4 
beziffern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in dieser Regierungsvereinbarung 
eine - fallende Berücksichtigung der österreichischen Interessen 
gelegen ist. 
9. Oktober. (Wien.) Erkrankung des Kaisers an Influenza. 
Einige Tage lang gilt der Zustand als sehr ernst. Am 29. macht 
der Kaiser wieder den ersten Spaziergang. 
10. Oktober. (Pest.) Als Demonstration für das allgemeine 
Wahlrecht verkündet die sozialdemokratische Partei für den Tag des 
Parlamentszusammentritts einen Generalstreik. 
12. Oktober. (Ungarn.) Abgeordnetenhaus. Minister des 
Innern Andrassy verspricht eine Wahlreform mit allgemeinem 
Stimmrecht sobald als möglich einzubringen. Dabei werde auf 
den nationalen Charakter des Staates Rücksicht genommen werden. 
Mitte Oktober. In Südtirol richten Überschwemmungen 
großen Schaden an. 
16. Oktober. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Vor- 
legung des Ausgleichs. 
Ministerpräsident Frhr. v. Beck begründet die Vorlage: Die Regierung 
sbe einen normalfristigen Komplexausgleich vorgelegt, da ein langfristiger 
usgleich, der übrigens dem Wesen nach die zoll= und handelspolitische 
Gemeinsamkeit nicht unversehrt erhalten könne, Opfer erfordert hätte, die 
im Interesse der Sache nicht hätten gebracht werden können. Die Regierung 
glaube, die Frage, ob die Bilanz des vorgelegten Ausgleichs günstiger
	        
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