Die Uerreic#is#istze Mssarcie. (November 11.—Ende.) 221
11. November. (Ungarn.) In Budapest konstituiert sich
eine christlich-soziale Landespartei.
November. (Ungarn.) Im Abgeordnetenhause treiben die
kroatischen Abgeordneten Obstruktion, um die Zurücknahme der
Sprachenverordnungen für die magyarischen Eisenbahnen zu er-
zwingen.
16./19. November. (Wien.) Der österreichische deutsche Katho-
likentag fordert nach einem Referat des Abg. Lueger die Wieder-
verchristlichung der Schulen und besonders der Hochschulen.
Die deutschen und liberalen Parteien und der Rektor der
Wiener Universität protestieren gegen die Angriffe auf die Hoch-
schulen.
November. (Wien.) An der Universität kommt es zu
wiederholten Zusammenstößen zwischen deutschen Studenten einerseits
und italienischen und kroatischen anderseits.
22. November. (Ungarn.) Behandlung der Ausgleichs-
vorlagen.
Ministerpräsident Wekerle bringt im Parlament die angekündigte
Gesetzesvorlage über die Genehmigung der Ausgleichsvorlagen ein. Die
Gesetzesvorlage besteht nur aus einem Paragraphen. In der Begründung
der Vorlage wird auf die parlamentarische Situation (Obstruktion der
Kroaten) hingewiesen, welche die Befürchtung erwecke, daß die fünf auf
den Ausgleich bezüglichen Gesetzesvorlagen im Abgeordnetenhause nicht bis
um 1. Januar 1908 erledigt werden könnten, wodurch große volkswirt-
schoftlichr Nachteile entständen. Infolgedessen sei die Regierung genötigt,
die Ermächtigung in einer formell vom Herkommen abveichenden
Form zu verlangen, um das Uebereinkommen mit Oesterreich anfangs
1908 ins Leben treien zu lassen. Jedoch werde die parlamentarische Be-
ratung der Ausgleichsvorlage im einzelnen fortgesetzt, damit deren Text
ins Gesetzbuch ausgenommen werden könne.
22. November. (Cisleithanien.) An Stelle des Grafen
Dzieduszycki wird Abg. Abrahamowicz zum polnischen Landsmann-
minister ernannt.
Ende November. (Cisleithanien.) Kundgebungen gegen
die preußische Polenpolitik.
Am 28. Nov. bringt Abg. Glombinski (Pole) im Abgeordnetenhause
die preuß. Enteignungsvorlage und das Bündnis mit Deutschland zur Sprache.
Präs. Weißkirchner verweist ihn an eine Interpellation an den Minister-
präsidenten und wird deshalb von deutscher Seite angegriffen: z. B. schreibt
die „Neue Freie Presse“: Es muß das höchste Erstaunen erregen, daß eine
solche Debatte im österreichischen Reichsrat zugelassen wurde. Der Präs.
Weißkirchner hätte verhindern können, daß eine solche Debatte geführt
wurde, in der nebst den Polen auch die Führer aller übrigen flawischen
Parteien Oesterreichs die innere Politik Preußens angriffen, wodurch die
auswärtigen Verhältnisse und die Bündnisse der Monarchie schwer ge-