Das Beuische Reich und seine einzeluen Glieder. (Januar 25.—27.) 15
liberale 55; Freisinnige Vereinigung 14; Freisinnige Volkspartei 27;
Deutsche Volkspartei 7; Sozialdemokraten 43: Wilde 15.
Nach der amtlichen Statistik war die Wahlbeteiligung folgende:.
Bevölkerung: 60641278 (1903: 56367178). Zahl der Wahlberechtigten:
13350698 (12531210). Abgegebene Stimmen: 11303483 = 84,70%
(9533826 = 76,1 %). Davon sind Deutschkonservativ: 1060 209 = 9,4%
(918 418 = 10 %). Reichspartei: 471863 = 4, 2% (333 101 = 3,50).
Nationalliberal 1637048 = 14,5% (1317401 = 13,9% ). Antisemiten
und verwandte Parteien: 218534 2,2% (244543 — 2,6 %%%). Bund der
Landwirte und verwandte Parteien: 223996 2,0% (118759 = 1,2 %½).
Freisinnige Vereinigung: 359320 = 3,2 % (243230 = 2,6% ). Freisinnige
Volkspartei: 736006 = 6,5% (538206 = 5,6%). Deutsche Volkspartei:
138607 = 1,2 % (91217 = 1% ). Zentrum: 2179743— 494 5% (1875 273
— 19.7% ). Polen: 453858= 4,0% (347784 = 3.7 0%). Sozialdemokraten:
3259200 — 2,9% (3010771 = 31,7%). Andere Parteien (Littauer,
Dänen, Elsaß-Lothringer, Welfen, Nationalsoziale usw.): 292351 = 2,6 %
(359399 = 3),8 %). Unbestimmt: 194202 = 1,7 % (55249 = 0,6%. Zer-
splittert: 8018 = 0,1% (119202 = 0,10).
25./26. Januar. (Berlin.) Nach dem Bekanntwerden der
sozialdemokratischen Wahlniederlage in der Nacht zum 26. bringen
mehrere Tausend Personen dem Reichskanzler und dem Kaiser große
Ovationen. Fürst Bülow hält folgende Ansprache:
Meine Herren! Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Begrüßung
(Bravo, Bravol), vor allem aber für die nationale Gesinnung, die Sie
hierher geführt hat. (Stürmischer Beifall. Silentium, Silentium!) Mein
großer Amtsvorgänger, vor dem wir alle in Ehrfurcht uns neigen (Bravol),
hat vor bald 40 Jahren gesagt: „Setzen wir das deutsche Volk in den
Sattel, reiten wird es schon können.“ (Wiederholter Jubel und zustimmende
Rufe.) Ich hoffe und glaube, das deutsche Volk hat heute gezeigt, daß
es noch reiten kann. (Stürmischer Beifall.) Und wenn bei den Stichwahlen
jeder seine Schuldigkeit tut, so wird die ganze Welt erkennen, daß das
deutsche Volk fest im Sattel sitzt und alles niederreitet, was sich seiner
Wohlfahrt, seiner Größe in den Weg stellt. (Minutenlang anhaltender
Beifall. Silentium, Silentium!) Und nun, Meine Herren, bitte Ich Sie,
mit mir einzustimmen in den Ruf: Die Nation, das deutsche Volk, hoch,
hoch, hoch!“
26. Januar. (Sachsen.) Der König telegraphiert an den
Ministerpräsidenten über die Wahlen:
Ich kann nicht umhin, Ihnen gegenüber Meine aufrichtige Freude
zum Ausdruck zu bringen über die hohe Genugtuung, die Ich über das
Ergebnis des gestrigen Tages- empfinde. Es lebt doch noch die alte
Sachsentreue. Hoffentlich ist das eine gute Vorbedeutung für die Zukunft.
Friedrich August.
27. Januar. Der Kaiser erläßt folgende Verordnung über
Prozesse wegen Majestätsbeleidigung:
Es entspricht Meinem Wunsche, daß wegen Majestätsbeleidigung oder
Beleidigung eines Mitgliedes Meines Königlichen Hanses nur solche Personen
die gesetzliche Strafe erleiden, welche sich jener Vergehen mit Vorbedacht
und in böser Absicht, und nicht bloß aus Unverstand, Unbesonnenheit,
Uebereilung oder sonst ohne bösen Willen schuldig gemacht haben. Ich