Das Veutsche Reicz und seine einjelnen Glieder. (Februar 1. 4.) 19
schaft, die in ihrer großen Mehrzahl soeben ein glänzendes Zeugnis von
dem gesunden und patriotischen Sinn des Deutschen Volkes, seinem Ver-
ständnis für die großen Kulturaufgaben der Zeit, seinem Vertrauen in die
Zukunft des Vaterlandes und seiner unerschütterlichen Anhänglichkeit an
Kaiser und Reich vor aller Welt abgelegt hat. Mögen alle diejenigen,
welche durch patriotische Gesinnung und Zuneigung an Meinem Geburts-
tage zur Teilnahme an festlichen Veranstaltungen und Vereinigungen, zu
freundlichen Glückwünschen, Grüßen und Aufmerksamkeiten oder zu frommer
Fürbitte für Mich gedrängt worden sind, Meinen wärmsten Dank auf
diesem Wege entgegennehmen, da Ich bei der großen Zahl der Beteiligten
nicht jedem einzeln zu danken vermag. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß als-
bald zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.
Berlin, den 30. Januar 1907. Wilhelm, I. R.
An den Reichskanzler.
1. Februar. (Hamburg.) Bei den allgemeinen Wahlen zur
Bürgerschaft werden gewählt: 10 Sozialdemokraten (+ 5), ein
Antisemit, 8 linkes Zentrum, 3 Rechte, 8 Linke, 7 vereinigte Libe-
rale (+ 3), 1 Wildliberaler. — Im Landkreise werden gewählt
2 Liberale, 1 Rechte, 1 linkes Zentrum (8. Februar).
Anfang Februar. (Bayern.) Konfessions= und Simultan-
schule.
Der Münchener Magistrat hatte die Umwandlung von sechs katholi-
schen Konfessionsschulen in Simultanschulen beschlossen, die oberbayerische
Kreisregierung hatte den Beschluß nicht bestätigt. Auf eine Beschwerde des
Magistrats erwiderte das Kultusministerium, daß die Konfessionsschule in
Bayern die Regel und die konfessionell gemischte Schule „die streng ein-
geschränkte Ausnahme“ zu bilden habe. Deshalb sei die übrigens ganz
unbewiesene Behauptung der Beschwerdeführer, daß die Anhänger des ge-
mischten Schulsystems überwiegen, ohne Bedeutung. „Die Staatsregierung
kann in Wahrung des geltenden Rechtes nicht ohne weiters dem wechseln-
den Ueberwiegen politischer Strömungen Rechnung tragen und demgemäß
in einer so fundamentalen Frage der Schulorganisation bald nach der
einen, bald nach der andern Richtung Aenderungen eintreten lassen.“ Die
ministerielle Entscheidung gibt zu, daß das Streben nach Errichtung von
Simultanschulen „vielfach Billigung“ findet; ein großer Teil der Bevöl-
kerung aber bevorzuge die Konfessionsschule und wolle von der Umwand-
lung in Simultanschulen nichts wissen. Schließlich wird der Stadt-
verwaltung nahegelegt, durch Errichtung protestantischer Konfessionsschulen
den Wünschen der Protestanten gerecht zu werden.
4. Februar. (Berlin.) Geh. Ober-Reg.Nat Dr. Bödiker f. —
Geboren 5. Juni 1843, 1881 vortragender Rat im Reichsamt des
Innern, 1894 Präsident des Reichsversicherungsamts, 1897 General=
direktor bei Siemens u. Halske.
Februar. Stimmen zum Wahlausfall. Ovationen (vgl.
S. 15).
In Berlin werden in der Nacht nach den Wahlen (5./6. Februar) dem
Reichskanzler und dem Kaiser wiederum große Ovationen dargebracht.
Fürst Bülow hält folgende Ansprache: Ich danke Ihnen, meine Herren, daß
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