Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1907. (48)

Nerd-Anerih#(Juni 1.—15. Oktober.) 347 
wesen sei zunächst eine Untersuchung der Verhältnisse der einzelnen Bahnen 
notwendig, die seitens der Interstate Commerce Commission zu geschehen 
habe. Die Bundesregierung würde auf diese Weise imstande sein, jene 
Ueberkapitalisierung in Zukunft unmöglich zu machen, und zu verhindern, 
daß irgend jemand späterhin durch Belastung des Eisenbahnbesitztums mit 
Obligationen andere Leute ausplündere und das Geld in die Tasche stecke, 
anstatt es für Verbesserungen und für legitime Gesellschaftszwecke auszu- 
geben. Was vor allem not tue, sei die Schaffung besserer Transport- 
gelegenheiten, neuer Linien, neuer Bahnhöfe und Verbesserungen im Betriebe, 
und zwar ohne jeden Verzig. Die Schaffung reichlicher, schneller und 
sicherer Verkehrsgelegenheiten sei aber wichtiger als die Schaffung billiger 
Verkehrsgelegenheiten. Auch für die Besserung der Lage der Eisenbahn- 
bediensteten müsse Sorge getragen werden durch bessere Entlohnung und 
Verkürzung der täglichen Dienstzeit. Mit der Rabattgewährung und ähn- 
lichen Manipulationen müsse gründlich aufgeräumt werden, aber die 
Frachtsätze müßten andererseits so festgesetzt werden, daß eine angemessene 
Verzinsung erzielt und so der Zufluß des nötigen Kapitals sichergestellt 
werde. Immer wieder aber müsse er betonen, daß als oberster Grundsatz 
im Eisenbahnbetriebe die Ehrlichkeit zu gelten habe, und zwar für den 
obersten wie den niedrigsten Angestellten. 
1. Juni. Veröffentlichung des Handelsabkommens mit 
Deutschland (S. 113). 
Das Staatsdepartement veröffentlicht hierzu eine Erklärung, in der 
dem Bedauern Ausdruck gegeben wird, daß es nicht gelungen sei, den 
Minimaltarif für alle amerikanischen Erzeugnisse durchzusetzen, was nur 
durch wesentliche Zugeständnisse mittels eines vom Kongreß zu genehmigenden 
Gegenseitigkeitsvertrages zu erreichen sei. 
Anfang Juli. Es gehen Nachrichten durch die Presse, daß 
ein großes Schlachtschiffgeschwader in den Stillen Ozean geschickt 
werden soll. Diese Absicht wird bald mit den Rücksichten auf Japan 
bald mit reinen Manöverzwecken motiviert. 
Anfang August. (Indiana.) Das Distriktsgericht verurteilt 
den Standard Oiltrust zu einer Strafe von 30 Millionen Dollar 
wegen Frachthinterziehung auf den Staatsbahnen. 
August. Großer Telegraphistenstreik. 
August September. Die Presse erörtert die Möglichkeit, die 
Philippinen an Japan zu verkaufen. Die meisten Stimmen lehnen 
den Verkauf als schimpflich ab, betonen aber, daß der Besitz eine 
Last sei. 
September. (Britisch-Columbia.) In Vancouver gibt es 
große Krawalle gegen die Zulassung japanischer Arbeiter. Die 
Japaner verteidigen sich; ein Teil des asiatischen Viertels wird 
zerstört. 
15. Oktober. (Indiana). Die Stadt Fontanet wird durch 
die Explosion einer Pulverfabrik fast zerstört. Gegen 100 Personen 
kommen um, viele werden verletzt.
	        
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