52 Das Derisqhe Reiqh und seine eintelnen Glieder. (Februar 4.)
gestrebt wird und wo der Turnlehrer doch das einzig ausführende Organ
bildet, weder zu verstehen noch zu rechtfertigen. Das kann nur darauf
zurückgeführt werden, daß die Bedeutung des Turnlehrerstandes für unsere
Jugenderziehung noch nicht so gewürdigt ist, wie er es verdient.“ —
Zum Schluß nimmt der Redner, anknüpfend an die Kundgebung des
Finanzministers in der zweiten Lesung über die außerordentlich um-
fangreiche, schwierige, gewissenhafte und gründliche Arbeit der Kommission
Gelegenheit, auch aus dem Hause heraus sich diesem aufrichtigen Dank
anzuschließen. (Lebhafter Beifall.) „Auch bei dem Finanzminister und
seinen Mitarbeitern kann man hier nicht vorübergehen, um so weniger,
als eine große Vorarbeit geleistet ist und den Wünschen der Kommissions-
mitglieder nach vielen Richtungen hin Rechnung getragen wurde. (Leb-
hafter Beifall.) Haben auch nicht alle in dies neue, die Beamtenschaft
künftig bergende Haus eintreten können, die ihm zuströmten, so wird man
es allseitig doch als ein großes Bau-- und Reformwerk erachten müssen,
das unsere überall von strengem Pflichtgefühl durchdrungene Beamtenschaft
erheben, ihr zur Befriedigung und Preußen zum Segen gereichen wird.“
(Lebhafter Beifall.)
Geheimrat Tilmann: Die Turnlehrer in den kleinen Städten
sind jetzt denen in den größern gleichgestellt. Es geht nicht an, sie mit
den Zeichenlehrern gleichzustellen, da diese eine andere Vorbildung haben.
Aehnlich liegt die Sache mit den Musiklehrern.
Wolkowski (kons.): Das Gros der Beamtenschaft wird zu der
Ueberzeugung kommen, daß es nirgend am guten Willen wenigstens gefehlt
hat, einem jeden zu geben, soweit es angängig war. Eile tut hier drin-
gend not. So mancher Beamte hat bei der teuren Lebenslage bereits auf
Aufbesserung gehofft und seinen Etat danach eingerichtet. Nun hat die
sozialdemokratische Partei Anträge gestellt, welche den Anschein erwecken
könnten, als ob die Sozialdemokratie gerade ein besonders warmes Herz
für die Beamten hätte. Es ist aber allseitig anerkannt worden, daß die
Anträge eine Mehrforderung von 17 Millionen bedeuteten. Wenn diese
durch Erhöhung der Vermögenssteuer aufzubringen wären, so hätte das
einen Zuschlag von 50 Prozent bedingt. Die Beamtenschaft wird einsehen,
daß derartig weitgehende Anträge nur dazu hätten dienen können, das
Zustandekommen der gesamten Besoldungsreform ernstlich zu gefährden.
Das Fundament, welches den Beamten Ansehen im Staate und Volke
sichert, ist unverrückkare Treue zum König, treue Pflichterfüllung und
redliche Hingabe an das Amt. Mögen nunmehr auch die Kommunen und
Kommunalverbände an die nötige Aufbesserung ihrer Beamten herantreten.
(Beifall rechts.)
Faltin (Ztr.): Ich stehe dem Kompromiß mit sehr gemischten Ge-
fühlen gegenüber. (Sehr richtig! im Zentrum.) Manches ist gut geschaffen,
aber das Kompromiß ist immerhin ein Notbehelf. Ich beklage, daß die
Gleichstellung der Gerichtssekretäre mit den Regierungssekretären noch immer
nicht durchgeführt ist.
Unterstaatssekretär im Finanzministerium v. Dombois: Es ist
unzweifelhaft, daß das Ergebnis der Besoldungsreform für die Justiz-
verwaltung günstiger ist als für die allgemeine Staatsverwaltung. Die
Gerichtssekretäre stehen sich im Mindestgehalt genau so wie die Regierungs-
sekretäre. Grundsätzlich soll eine Gleichstellung beider Kategorien stattfinden,
aber diese Gleichstellung soll keine mechanische sein. So lautete die Er-
klärung, die die Regierung damals abgegeben hat, und nicht bloß die
Regierung hat das anerkannt, sondern auch Vertreter der verschiedenen
Parteien. Die Frage ist so ausführlich wie keine andere in der Kom-