Alien. (Juli Ende.— August 19.) 575
Ende Juli. (Japan.) Auf Veranlassung des Marquis
Katsura wird eine Rekonstruktion der „deutsch-japanischen Ver-
einigung“ unter dem Präsidium des Vikomte Aoki durchgeführt.
Anfang August. (China.) Unstimmigkeiten innerhalb des
Ministeriums.
Der Bruder des Regenten Prinz Tsai Tao und der Prinz Yu Lan,
als Chefs des Generalstabs, bekämpfen den alten Reichskanzler Prinz Chin
und den Herzog Tsai Tse, einen Schwager der Kaiserin-Witwe Lonq Nu.
Da der Prinzregent den beiden Generalstabschefs überwiegenden Einfluß
gestattet, so entwickelt der Reichskanzler im Ministerrat ein Programm, das
die Reorganisation der Finanzen, die Entwicklung der Industrie und Land-
wirtschaft, die Ausdehnung der Schiffahrt und der Verkehrswege und die
Frage des öffentlichen Unterrichts in die erste Reihe stellt und erst nach
Lösung dieser Aufgabe Heer und Flotte verstärken will. Die beiden General=
stabschefs stellen tags darauf den Reichskanzler zur Rede und maßen sich
eine über dem Ministerrat stehende Autorität an.
12. August. (Persien.) Wegen einer falschen Reuter-Nachricht,
daß die persische Regierung sich über den deutschen Gesandten Grafen
Quadt in Berlin beschwert habe, hat der Minister des Außeren
dem deutschen Gesandten sein Bedauern ausgedrückt.
Es handelt sich um die Subvention der deutschen Schule in
Teheran, die der Generalschatzmeister Morgan Shuster inhibieren wollte.
13. August. (Japan.) Die Agence d'Ertreme Orient
veröffentlicht im Wortlaut ein japanisches Geheimdokument, das
die Gründung einer japanischen Genossenschaft für Spionage
enthüllt.
In der Einleitung besagt das Dokument u. a., daß mit der Annexion
Formosas und Koreas die nationale Entwicklung Japans ihren
Höhevuntt noch nicht erreicht habe. Japan müsse danach trachten, seinen
Einfluß über den gesamten asiatischen Kontinent auszubreiten, China, Indien,
Siam, Indochina, Birma böten ein weites Feld der Tätigkeit. Es heißt
dann weiter: In allen wichtigen Städten dieser Länder sollen daher Bureaus
der Genossenschaft errichtet werden. Das Hauptbureau wird in Peking ein-
gerichtet und zwar vorerst in der japanischen Gesandtschaft. Zweignieder-
lassungen werden errichtet in der Mandschurei und der inneren und äußeren
Mongolei, in Tibet, Szetschuan, Jünnan, Kwantung, Birma, Siam, Indochina
und Indien. Die für die innere Mongolei bestimmte Niederlassung der Ge-
nossenschaft ist dem geheimen Dienst des Kriegsministeriums unterstellt. Dem
Namen nach soll die Genossenschaft sich mit der Einleitung von Handels-
beziehungen und dem Studium der Gebräuche und Traditionen der Völker
befassen. Die Kassen des Bundes beziehen ihre Einnahmen vom japanischen
Generalstab und Auswärtigen Amt.
17. August. (Japan.) Abschluß eines Abkommens mit Ruß-
land über Eisenbahn= und Schiffahrtsverbindungen in Ostasien.
19. August. (Japan.) In Paris wird das Handelsabkommen
mit Frankreich unterzeichnet.