Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

608 Auh#n I. 
sich fernhalten zu müssen, würde das Abkommen zwischen Frankreich und Groß- 
britannien, wie es aus der heutigen Deklaration hervorgeht, nichtsdestoweniger 
unverzüglich anwendbar sein. — Artikel 5. In dem Falle, daß die Zustimmung 
der anderen Mächte zu dem geheimen Projekt, das im Artikel 1 der heutigen 
Deklaration erwähnt ist, nicht erlangt werden sollte, wird sich die französische 
Regierung einer Rückzahlung der garantierten, privilegierten und unifizierten 
Schuld, und zwar al pari vom 15. Juli 1910 ab nicht widersetzen.“ (Der 
Vertrag vom 8. April 1904, zu dem diese Geheimartikel einen damals 
nicht veröffentlichen Zusatz bilden, enthält solgende Hauptabmachungen: Frank- 
reich verzichtet auf territoriale Rechte in Neufundland und begnügt sich mit 
einer Geldentschädigung für die auf der Insel befindlichen französischen 
Fischereiniederlassungen; es entsagt seinen bisherigen Ansprüchen in Egupten. 
Dafür läßt ihm England freie Hand in Siam, abgesehen von Anncxrion. 
es gesteht ihm eine Grenzregulierung im Sokotogebiet zu, welche eine leichtere 
Verbindung zwischen zwei französischen Besitzungen in Westafrika herstellt. 
Endlich verzichtet England auf alle seine Ansprüche in Marokko und es hat 
sich mit Spanien in dieser Richtung verständigt.) 
29. November. (London.) Enthüllung über den Ursprung 
der Mißstimmung zwischen Deutschland und England. 
Der „Pall Mall Gazette“ wird von einem diplomatischen Korre- 
spondenten mitgeteilt, daß Joseph Chamberlain als Kolonialsekretär 
Deutschland die Teilung Marokkos vorgeschlagen habe. Gegen Ende Oktober 
1899 habe Fürst Bülow, der mit Kaiser Wilhelm nach London gekommen 
war, Lord Salisbury, dem damaligen Premier, bei einem Besuch bei ihm 
den Beitritt Englands zum Dreibund vorgeschlagen, Salisbury habe er- 
widert, England sei bereit, Abmachungen über besondere Gegenstände ab- 
zuschließen, könne aber nicht an das Risiko denken, sich in einen Krieg ver- 
wickeln zu lassen, wenn seine Interessen nicht berührt wären. Fürst Bülow 
habe darauf Joseph Chamberlain den gleichen Vorschlag gemacht und eine 
ganz ähnliche Antwort erhalten. Einen Monat danach habe Chamberlain in 
seiner Rede zu Leicester Deutschland Anerbieten zu etwas mehr als bloßer 
Freundschaft gemacht, sei aber von Bülow, der mit der burenfreundlichen 
öffentlichen Meinung in Deutschland umgeschwenkt sei, abgewiesen worden. 
Chamberlain habe dies sehr übelgenommen, worauf es 1902 zu dem scharfen 
Konflikt zwischen beiden Ministern in ihren erbitterten Reden gekommen sei. 
1. Dezember. (Haag.) Internationale Opiumkonferenz. 
Vertreten sind: Deutschland, Ver. Staaten, China, Frankreich, Eng- 
land, Italien, Japan, Niederlande, Persien, Portugal, Rußland, Siam. 
Anf. Dez. Enthüllungen üb. die beiden Richtungen im Zentrum. 
Die „Süddeutschen Monatshefte“ bringen einen Brief des 
Generalsekretärs Stegerwald des Gesamtverbandes der christlichen 
Gewerkschaften Deutschlands vom 17. Oktober 1908 an den Verleger der 
„Kölnischen Volkszeitung" F. X. Bachem, damals in Rom. 
„Die gestrige Konieren mit Herrn Bischof Korum hat zu keinem 
Ergebnis geführt. Die Situation hat sich allerdings seit Ihrer Konferenz 
wieder etwas verschoben, und zwar reimen wir uns den Zusammenhang auf 
Grund von Aeußerungen in Trier und Saarbrücken wie folgt zusammen: 
Sie waren Dienstag, den 6. Oktober, in Trier. Mittwoch, den 7. 
und Donnerstag, den 8. Oktober, erschienen in der Dr. Krückemeyerschen 
Zeitung die bekannten Artikel, in welchen am Schlusse zu Protest- 
versammlungen gegen Giesberts“ aufgefordert wurde. Unsere Ueberzeugung 
ist, daß die Artikel von Trier aus inspiriert wurden. Damit glaubte man,
	        
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