Das VBeische Reich und seine eimzelnen Glieder. (Februar 26.—28.) 87
Die Thronrede unterstreicht nachdrücklichst die prinzipielle Aus-
einandersetzung des fürstlichen Domaniums mit dem Staate sowie die vom
letzten Landtage durchgeführte großzügige Finanzreform. Von dem Domanial=
ausgleich sagt die Thronrede, wie einerseits das fürstliche Haus durch diese
Neuregelung schwere finanzielle Opfer gebracht habe, wie aber anderseits
durch das Abkommen die Bahn frei gemacht sei für den Kulturfortschritt
auf allen Gebieten.
W. Februar. (Dresden.) Der Komponist Geh. Hofrat Prof.
Felix Draeseke f, 78 Jahre alt.
26. Februar. (Schwarzburg-Rudolstadt.) Der Finanz-
ausschuß des Landtages, in dem die Sozialdemokratie die Mehrheit
besitzt, hat erklärt, daß er grundsätzlich bereit sei, den Etat an-
zunehmen.
2W6. Februar. (Gießen.) Professor der Staatswissenschaften
Dr. Magnus Biermer f, 51 Jahre alt.
27. Februar. Abschluß einer neuen 4 prozentigen Reichsanleihe
von 50 Millionen Mark und einer neuen preußischen Staatsanleihe
von 100 Millionen Mark sowie über die Ausgabe von 400 Millionen
Mark neuer 4 prozentiger preußischer Schatzanweisungen.
27. Februar. (Charlottenburg.) Oberbürgermeister Kurt
Schustehrus f. 57 Jahre alt.
27. Februar. (Berlin.) Eintreffen des italienischen Botschafters
Bolati als Nachfolger Pansas.
27. Februar. (Hannover.) Der Provinziallandtag bewilligt
30 000 Mark für ein Hochzeitsgeschenk zur Vermählung des Prinzen
Ernst August mit der Prinzessin Viktoria Luise.
W. Februar. (Elbing.) Gerichtliche Entscheidung zugunsten
des „rausgeschmissenen“ Pächters.
Das Landgericht hat die Klage des Kaisers gegen seinen Guts-
pächter Sohst abgewiesen. (Siehe 12. Febr.) Sohst hatte das Vorwerk Reh-
berg, kurz bevor der Kaiser das Gut Kadinen übernahm, auf 20 Jahre ge-
pachtet. Seitdem sind jetzt 15 Jahre vergangen; der Vertrag läuft also
noch fünf Jahre. Die Vertreter des Kaisers berufen sich auf eine Be-
stimmung des Vertrags, wonach im Fall eines Besitzwechsels der neue
Eigentümer berechtigt ist, den Vertrag zu kündigen. Sohst wandte dagegen
ein, daß dann die Kündigung gleich habe ausgesprochen werden müssen,
aber nicht jetzt nach 15 Jahren. Dieser Auffassung schloß sich das Gericht
an. Demnach bleibt Sohst noch fünf Jahre Pächter des Vorwerks
Rehberg.
W. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Beendi-
gung der allgemeinen Debatte über den Bergetat.
Es wird vorwiegend das Verhältnis des Staates zum Kohlensundikat
behandelt. In der Spezialberatung werden Besoldungsfragen und der
Streik im Saarrevier erörtert. Die Zentrumsfraktion beantragt, noch in
dieser Session dem Landtag eine Vorlage zugehen zu lassen, durch die für