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Bulgarien ist aus Rußlands Ratschlag bereit, in eine mäßige Grenz-
berichtigung der Linie Silistria-Schwarzes Meer einzuwilligen. Rumänien
verlangt aber fast die ganze bulgarische Dobrudscha.
6. Januar. (London.) Die Friedenskonferenz „suspendiert"“
ihre Sitzungen.
Reschid Pascha hatte eine Erklärung verlesen, worin es hieß, die
Zession von Adrianopel sei „unter andern Gründen unmöglich mit Rück-
sicht auf die Sicherheit von Konstantinopel und den Dardanellen“. Als
der Vorsitzende Nowakowitsch dann nach kurzer privater Beratung mit seinen
Bundesfreunden die Sitzung suspendiert hatte, fragten Reschid und Nizami
Pascha, der „Times“ zufolge an, was sie unter „Suspension der Konferenz-
arbeit“ zu verstehen hätten. Nowakowitsch gab darauf die Antwort, dies
sei buchstäblich zu verstehen, und er könne nicht mehr sagen.
7. Januar. Statistik des Außenhandels von 1912.
Die Einfuhr des ganzen Jahres betrug 744896514 gegen 680 157527,
die Ausfuhr 487434002 gegen 454 119298 Pfund Sterling im Vorjahr.
9. Januar. (Portsmouth.) über den neuen Typ der Untr-
seeboote (E 4), der von den Vickerswerken in Barrow geliefert ist.
verlautet, daß bei einer Länge von 53 Metern und einer Wasser-
verdrängung von 700 Tonnen eine Geschwindigkeit von 16 Knoten
auf und von 10 Knoten unter der Oberfläche erreicht wird.
Die Boote führen außer vier Torpedorohren zwei Geschütze, die auf
einer Winde ruhen und, wenn das Schiff unter Wasser geht, wasserdicht
abgeschlossen werden.
9. Januar. Das zukünftige Regierungsorgan der konserva-
tiven Partei.
Von 200 Mitgliedern der konservativen Fraktion des Unterhauses
ist eine Denkschrift an den Führer Bonar Law ausgearbeitet worden, die
im Interesse der Partei eine Einigung über die Zollfrage verlangt und in
dem Vorschlage gipfelt, bei den nächsten Wahlen die Lebensmittelzölle aus
dem Programm auszuscheiden. Sollte die Partei in den Wahlen die Mehr-
heit erhalten, so würde sie nach Beratung mit den Kolonialregierungen
über die Zollfrage nochmals wählen lassen müssen.
9. Januar. Die Botschafterreunion verständigt sich über einen
Kollektivschritt der Großmächte.
10. Januar. (London.) Die Botschafterversammlung redigiert
eine gemeinsame, in Konstantinopel zu überreichende Note, die aber
erst am 17. Januar übergeben wird, da einige Mächte, darunter
Deutschland, eine mildere Fassung verlangen.
Die Note weist auf die große Verantwortung hin, welche die Türkei
mit der beabsichtigten Fortsetzung des Krieges auf sich lade. Die Groß-
mächte lenken die Aufmerksamkeit der Pforte auf die Gefahr hin, die als-
dann der türkischen Hauptstadt drohe, und auf die Möglichkeit, daß der
Krieg auf die asiatischen Provinzen übergehen könne. Die Kollektivnote
hebt hervor, daß die Türkei nach dem Friedensschluß die moralische und
materielle Unterstützung der Großmächte benötigen werde. Sie rät der
Fforte, Adrianopel dem Balkanbunde abzutreten, und versichert, daß der