Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Griechenland. (März 20.—Mai 6.) 681 
20. März. In den Zeitungen wird der Wunsch der öffent- 
lichen Meinung ausgedrückt, daß der neue König den Namen Kon- 
stantin der Zwölfte annehme, da der letzte Kaiser von Byzanz Kon- 
stantin der Elfte war. 
21. März. König Konstantin leistet in öffentlicher Sitzung des 
Parlaments den von der Verfassung vorgeschriebenen Eid. 
Der Eid lautet: „Ich schwöre im Namen der heiligen konsubstan- 
tionellen und unteilbaren Dreifaltigkeit, die herrschende Religion der Grie- 
chen zu beschützen, die Verfassung und die Gesetze der griechischen Nation 
zu beachten und die nationale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des 
griechischen Staates zu bewahren und zu verteidigen.“ Der König sprach 
den Eid, indem er die Hand auf ein vor ihm ausgebreitetes Evangelium 
der griechisch-orthodoxen Kirche legte, vor den Metropoliten Athens und 
den vier Synodalbischöfen Griechenlands. 
28. März. (Athen.) Einholung der Leiche des Königs Georg I. 
Als Vertreter des Deutschen Kaiserpaares nehmen die Prinzen Hein- 
rich und Joachim von Preußen an der Trauerfeierlichkeit teil. Die Leiche 
wird am 2. April nach Tatai überführt, um dort beigesetzt zu werden. 
30. März. (Athen.) Die Prinzen Heinrich und Joachim von 
Preußen haben in Begleitung der Prinzen Andreas und Alexander 
von Griechenland dem Verteidiger von Janina Essad Pascha einen 
Besuch abgestattet. 
13. April. Das politische Testament König Georgs. 
An den König Konstantin richtet es folgende Bitte: „Liebe Dein 
teures, kleines Vaterland und diene ihm ebenso wie Deinem teuren Volke. 
Habe Vertrauen zu ihm, damit Deine Brüder dem gleichen Beispiel folgen.“ 
Es fährt dann mit dem Ratschlag fort, mutig zu sein, aber auch geduldig, 
denn er regiere ein südliches Volk, dessen Zorn und Erbitterung leicht ent- 
flammt sind, das dann in einem solchen Augenblick Dinge sagen oder tun 
kann, die es wahrscheinlich am nächsten Tage vergessen werde. „Der König 
muß es vorziehen, lieber selbst innerlich zu leiden, als daß Volk und Land 
leide. Das Interesse des Landes und des Volkes gehe jedem anderen Inter- 
esse voran.“ 
18. April. (Kammer.) Erhöhung der Zivilliste des Königs 
auf 2 Millionen Drachmen und Festsetzung der Leibrente der Königin- 
Witwe Olga auf 300000 Drachmen. 
1. Mai. Der deutsche Gesandte Graf von Quadt überreicht 
König Konstantin sein Beglaubigungsschreiben. 
#3. Mai. Ein königliches Dekret verhängt über alle Inseln 
des Agäischen Meeres, die von Griechenland besetzt find, den Be- 
lagerungszustand. 
4. Mai. (Athen.) Königin Sophie von einer Prinzessin ent- 
bunden. Es ist das sechste Kind der Ehe. 
6. Mai. (Saloniki.) Der Mörder des Königs Georg, Schinas, 
hat im Gefängnis Selbstmord begangen.
	        
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