Das Beesche Reich und seine einzelnen Glieder. August 16.—21.) 391
Beginn des Krieges erlassenen Landsturmaufgebots auf das ganze
Reichsgebiet.
16. August. Abreise des Kaisers von Berlin zur Armee. Ver-
legung des Großen Hauptquartiers in die Nähe des westlichen
Kriegsschauplatzes.
Vor der Abreise ins Feld richtet Kaiser Wilhelm an den Ober-
bürgermeister von Berlin folgenden Erlaß: Der Fortgang der kriegerischen
Operationen nötigt Mich. Mein Hauptquartier von Berlin zu verlegen.
Es ist Mir ein Herzensbedürfnis, der Berliner Bürgerschaft mit dem Lebe-
wohl Meinen innigsten Dank zu sagen für alle Kundgebungen und Be-
weise der Liebe und Zuneigung, die Ich in diesen großen und schicksals-
schweren Tagen reichlich Wät Ich vertraue fest auf Gottes Hilfe, auf
die Tapferkeit von Heer und Marine und die unerschütterliche Einmütigkeit
des deutschen Volkes in den Stunden der Gefahr. Unserer gerechten Sache
wird der Sieg nicht fehlen.
16. August. Ein kaiserlicher Erlaß ermächtigt den Reichs-
kan zler, um die unverzügliche Erledigung der Regierungsgeschäfte
zu sichern, bestimmte Angelegenheiten im Bereiche der Reichsver-
waltung selbständig zu erledigen.
Ein gleicher Erlaß ergeht betr. die Regierungsgeschäfte im Bereiche
der preußischen Staatsverwaltung. Gleichzeitig wird Staatsminister Dr. Del-
brück zum Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums ernannt.
16. August. Mit Rücksicht auf in Berlin umlaufende Gerüchte,
daß Italien gegenüber Deutschland und Österreich-Ungarn eine
wenig freundliche Haltung einnehme, hat der italienische Geschäfts-
träger in Berlin im Auftrage der italienischen Regierung das Aus-
wärtige Amt ersucht, die Ausstreuungen für unbegründet zu erklären.
17. August. Überreichung eines japanischen Ultimatums an
Deutschland durch den japanischen Geschäftsträger in Berlin.
Gefordert wird die sofortige Zurückziehung der deutschen Kriegsschiffe
aus den ostasiatischen Gewässern oder die Abrüstung dieser Schiffe. Ferner
bis zum 15. September die bedingungslose Uebergabe des gesamten Pacht-
gebiets von Kiantschon an Japan und die unbedingte Annahme dieser
Forderungen bis zum 23. August. (Den vollständigen Wortlaut s. S. 1006.)
18. August. Staatssekretär Dr. Delbrück erläßt eine Auffor-
derung, Material über Mißhandlungen deutscher Reichsangehöriger
in Belgien polizeilich zu Protokoll zu geben.
18. August. Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen fällt vor
Maubeuge, 18 Jahre alt.
21. August. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ veröffent-
licht Aktenstücke über einen politischen Meinungsaustausch zwischen
Deutschland und England unmittelbar vor dem Kriegsausbruch,
woraus sich ergibt, daß Deutschland bereit war, Frankreich zu schonen,