Pie ökterreichischungarische Monarchie. (Oktober 5. 11.) 681
bequemen Stellen einfach unterdrückt. Aber selbst die angeführten Doku-
mente, welche mit dem 18. März 1900 beginnen, beweisen lediglich, daß.
Graf Aehrenthal in einem späteren Stadium der Frage auch mit Tittoni
verhandelte, aber nicht mit einem Worte, daß die Initiative von letzterem
ausgegangen sei. Wohl aber geht aus dem unter Nr. 50 des erwähnten
Rotbuches aufgeführten Dokumente, welches das Datum 31. Oktober 1908
trägt, hervor, daß bereits das von Iswolski entworfene Programm der
damals von einigen Mächten vorgeschlagenen Konferenz im Punkte 6
die Modifikation des Artikels 29 des Berliner Vertrages enthält. An
der ganzen Politik Tittonis ist übrigens nur der glühende Eifer inter-
essant, mit welchem er sich dermalen vor den jetzigen Machthabern Jla-
liens in dem Sinne zu rehabilitieren sucht, daß er jene Dreibundfreund-
lichkeit ableugnen und vergessen lassen möchte, welche während seiner
Ministerschaft die Essenz seiner ganzen Politik war.
5. Okt. Der Armeeoberkommandant Feldmarschall Erzherzog
Friedrich erläßt folgenden Armecoberkommandobefehl:
Anläßlich des Allerhöchsten Namensfestes Seiner k. und k. Apostoli-
schen Majestät habe ich nachstehende Beglückwünschung an die Stufen des
Allerhöchsten Thrones gelangen lassen: Allergnädigster Herr! Zum zweiten
Male feiern Euer Majestät kampferprobte Armee und Flotte das Allerhöchste
Namensfest unter dem Donner der Geschütze vor dem Feinde. Mächtiger
denn je auf eine Reihe verheißungsvoller Erfolge zurückblickend, werden sie
auch ferner voll Siegeszuversicht und nimmermüder Kampfesfreude als
festeste Stütze Eurer Majestät Thrones an der Seite der treuen Verbündeten.
durchhalten bis zur vollen Niederringung unserer Feinde. Namens der
gesamten bewaffneten Macht bringe ich Euerer Majestät, unserem Aller-
gnädigsten Obersten Kriegsherrn, die Alleruntertänigsten, innigsten Glück-
wünsche zu dem für uns so bedeutungsvollen Allerhöchsten Namensfeste dar.
Ich bitte Euere Majestät, die neuerliche Versicherung felsenfester Treue und
unentwegter Anhänglichkeit an den heißgeliebten Monarchen und an das
Vaterland huldvollst entgegennehmen zu wollen.
Feldmarschall Erzherzog Friedrich.
Hierauf trifft folgende telegraphische Antwort ein:
Empfing ich mit wärmstem Danke die mich hoch erfreuenden Glück-
wünsche, die Sie, mein lieber Feldmarschall, zu meinem heutigen Festlage
namens der gesamten bewaffneten Macht mir darbrachten, so gereicht mir
zu ganz besonderer Befriedigung die feste Zuversicht und Kampfesfreude,
die Sie und die MWMehrmacht erfüllt. Ich weiß hoch zu schätzen, was Heer
und Flotte in Tapferkeit und Ausdauer seit Jahr und Tag im Verein
mit den Verbündeten vollbracht haben. Ich bin sicher, daß unsere Waffen
unerschütterlich durchhalten werden zur Erringung des endgültigen Erfolges.
Hierzu sende ich Ihnen allen, Führern und Kriegsleuten, meine segensvollen
MBünsche und Grüße. Franz Joseph.
11. Okt. Der Kaiser verkündigt in Handschreiben an den
Minister des Außeren und an die Ministerpräsidenten von ÖOster-
reich und Ungarn, sowie in einem gleichzeitigen Armee= und Flotten-
befehl, daß für die gemeinsamen Einrichtungen der österreichisch-
ungarischen Monarchie den staatsrechtlichen Verhältnissen ent-
sprechende Wappen, Fahnen und Standarten geschaffen werden
sollen.