Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Grsbbritansien. (August 19.—26.) 811 
möglichen Schwierigkeiten gegenüber, besonders bei den Leuten, die in 
Dausbooten auf einem Kanal oder auf Frachtschiffen wohnen. Für die 
Juden waren besondere Formulare ausgegeben worden. Es waren siddische 
Dolmetscher eingestellt. 2000 belgische Flüchtlinge in Earlceourt sind gleich- 
jalls registriert worden. In einigen Fällen wurde gegen die Regierungs- 
beamten Gewalt angewendet. In Birmingham wurde ein Mann zu ein- 
monatiger Zwangsarbeit verurteilt, weil er einen Schutzmann, der ihm 
das Formular brachte, schlug. In Lurgan, in der Grafschaft Armaghy, 
empfing ein Mann die Polizei mit Revolverschüssen. Er verbarrikadierte 
sich in einem Hause und mußte zwei Tage lang belagert werden. In 
Glasgow, wo man die Registrierung benützte, um bei den Männern im 
militärtauglichen Alter Stimmung für den Eintritt in die Armce zu machen, 
traten Hunderte im letzten Augenblick in die Territorialarmee ein. Viele 
heirateten am Samstag, ehe sie die Registrierungsformulare ausfüllten. 
19. Aug. Der Dampfer Arabic der White-Star-Linie wird 
auf dem Wege nach Amerika an der irischen Küste 60 Seemeilen 
südlich von Kinsale torpediert. 
22. Aug. Eine königliche Verfügung bestimmt, daß Baum- 
wolle fortan als Bannware zu gelten habe. 
22. Aug. Uber die Heimsendung kriegsuntauglicher Zivilpersonen 
wird ein Abkommen mit Deutschland erzielt. 
24. Aug. Folgender „Times“-Artikel, der sich gegen russische 
Vorwürfe saumseliger Kriegführung wendet, erregt Aufsehen: 
Es ist wohltuend, zu erfahren, daß auf Betreiben der russischen Re- 
gierung Schritte unternommen wurden, um die Verbreitung des Eindrucks 
zu verhindern, als ob die westlichen Verbündeten nicht ihren Teil an den 
Kriegslasten trügen. Wenn alle Tatsachen bekannt werden, wird man 
finden, daß Rußland keine Ursache hat, sich über die Unterstützung, die es 
bei den Verbündeten finden wird, zu beklagen. Großbritannien und Frank- 
reich folgten den jüngsten Ereignissen auf dem östlichen Kriegsschauplatz 
mit größtem Interesse und größter Sympathie, im Vertrauen darauf, daß 
die unwandelbare Entschlossenheit der Verbündeten schließlich zur Geltung 
kommen müsse. Die russische Regierung weiß das bereits. Das russische 
Volk wird bald erfahren, daß alle Verbündeten die gemeinsame Sache mit 
derselben Hartnäckigkeit verfolgen. Italiens Kriegserklärung an die Türkei 
ist ein Beweis, daß weder für die Dauer noch für die Ausdehnung des 
Krieges Grenzen gesetzt und verlangt sind, bis Deutschland und seine Vasallen 
endgültig geschlagen sind. Ebenso setzen die westlichen Verbündeten den 
Opfern, die sie bringen wollten, keine Grenzen. 
26. Aug. Sir Edward Grey richtet in Erwiderung auf die 
Rede des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg vom 19. August 
(s. oben S. 346 ff.) folgenden Brief an die englischen Zeitungen: 
Sir! In der Rede des deutschen Reichskanzlers sind einige Punkte, 
die meiner Meinung nach in einem Brief an die Presse behandelt werden 
können bis zu einer vollständigen Uebersicht über die Lage, die besser auf 
eine andere Weise zu anderer Zeit gegeben werden sollte. Ich werde die 
Tatsachen und die Anmerkungen, zu denen sie Anlaß geben, so kurz und 
deutlich wie möglich summieren und bitte um die Veröffentlichung:
	        
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