Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

836 Grehbritannien. (Oltober 9. — 13.) 
Daß in Deutschland die Stimmung gegen England sehr bitter ist, erscheint 
Mr. Denman selbstverständlich; denn „es muß das Gefühl haben, daß es 
von einer Nation verraten worden ist, die Freundschaft heuchelte“. 
9. Okt. Die Verluste der Engländer an den Dardanellen be— 
tragen bis zum 9. Oktober 4200 Offiziere (davon 1185 tot) und 
92699 Mannschaften. 
Die Verluste der Neuseeländer, Kanadier, Inder und anderen Hilfs- 
völker, die einen sehr erheblichen Teil der Landungstruppen ausmachen, 
sind nicht mit einbegriffen. 
10. Okt. Viviani findet sich in Begleitung des französischen 
Marineministers Augagneur in London ein zu einer Konferenz mit 
Asquith und den anderen Mitgliedern des englischen Kabinetts. 
12. Okt. Mit dem Deutschen Reich wurde eine Verständigung 
getroffen, daß den beiderseitigen dienstuntauglichen männlichen Zivil- 
personen im Alter von 17 bis 55 Jahren die Abreise in ihr 
Heimatland gestattet wird. 
12. Okt. Der frühere Generalgouverneur von Südafrika, Lord 
Milner, tritt in der „Daily News“ für die Wehrpflicht ein. 
Die englische Flotte, sagt Lord Milner, hat Belgien nicht vor Zer- 
störung, Frankreich nicht vor dem Verlust seiner reichsten Provinzen, Ruß- 
land nicht vor dem Verlust Polens und der Ostseeprovinzen retten können. 
Die englische Flotte kann auch Deutschland nicht aushungern, solange die 
Deutschen fremdes Gebiet zu besetzen vermögen. Wenn es Deutschland jetzt 
gelingt, den Weg nach Konstantinopel zu öffnen, dann besitzt es ein zu- 
sammenhängendes Gebiet von der Nordsee bis zum Persischen Meerbusen 
und dem Suezkanal und kann alle unsere Versuche, es zu erwürgen, ver- 
lachen, während wir unsere Garnisonen in Indien und Aegypten un- 
geheuer vermehren müßten. Alles das kann nur dadurch verhindert werden, 
daß Deutschland zu Lande besiegt wird. Im anderen Falle werden Eng- 
land und seine Verbündeten in diesem Krieg besiegt, denn sie haben dann 
keines ihrer Kriegsziele erreicht. Bisher sind die Verbündeten nirgends 
zu ihren Kriegszielen vorgedrungen. Frankreich und Rußland können ihre 
Streitkräfte nicht weiter vermehren, das einzige Land, das dies tun kann, 
ist England. Führt England nicht die allgemeine Wehrpflicht ein, so schließt 
der Krieg mit einem Schachmatt, und Deutschland bleibt die dominierende 
Macht in Europa. 
13. Okt. „Daily News“ melden eine Kabinettskrisis wegen der 
Wehrpflicht. 
In der am 13. Oktober stattfindenden Kabinettssitzung sollen Lloyd 
George, Churchill, Bonar Law und Carson die sofortige Annahme der all- 
gemeinen Wehrpflicht gefordert und für den Fall, daß die übrigen Kabinetts- 
mitglieder darauf nicht eingehen würden, mit dem Rücktritt gedroht haben. 
Laut „Daily Chronicle“ ist eine Einigung erzielt und somit die Gefahr einer 
Kabinettskrisis beseitigt worden. 
13. Okt. (Unterhaus.) Gesetzesvorlage zur Legalisierung der 
englischen Anleihe in Amerika. Weitere Beschränkungen des Handels 
der Neutralen.
	        
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