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unserer Seite gegen die Türkei kämpfen müßte. Uns wurde daraufhin zu
verstehen gegeben, daß, von Thrazien abgesehen, die Mittelmächte Bulgarien
für seine Neutralität bedeutendere Angebote gemacht hätten, als die Ver-
bündeten billigerweise tun konnten.
Grey sagt weiter, er vermöge nicht zu glauben, daß zwischen Bulgarien
und den Mittelmächten kein Geheimvertrag bestehe. Denn es sei unwahr-
scheinlich, daß Bulgarien, nachdem es schon als Lohn für seine Neutralität
roße Versprechungen erhalten habe, ohne weittragende Versprechungen am
Kricge teilgenommen hätte. Bulgariens Angriff auf Serbien rolle die
Frage der Vertragsverpflichtungen zwischen Griechenland und
Serbien auf. Was die Haltung und die Absichten der griechischen Re-
gierung und die Gefühle des griechischen Volkes betreffe, so könne er nur
auf die jüngsten Reden von Zaimis und Venizelos verweisen. Es sei aber
klar, daß die Interessen Serbiens und Griechenlands fortan die gleichen seien.
Auf die Dauer würden die beiden Länder miteinander stehen und fallen.
Grey fährt fort: Nur über griechisches Gebiet hinweg können wir
Serbien rasche Hilfe bringen. Die Verbündeten hatten den Wunsch, Griechen-
land und Serbien nach besten Kräften zu unterstützen und schickten deshalb
alle zu diesem Zwecke verfügbaren Truppen nach Saloniki. Griechenland
erhob förmlichen Einspruch, als die ersten Truppen in Saloniki ankamen.
Daß aber die auf diese Weise gewährte Hilfe willkommen ist, ging genügend
aus den Umständen hervor, unter denen sich die Landung vollzogen hat,
und aus dem Empfange, der den Truppen bereitet worden ist. Wie könnte
Griechenland auch mit Rücksicht auf die Bestimmungen des griechisch-serbi-
schen Vertrages zu der Hilfeleistung, die Serbien zuteil wird, eine andere
Stellung einnehmen als die, daß es die weitere Ausschiffung von Streit-
kräften und ihren Durchzug nach Serbien zur Abwehr des bulgarischen
Angriffs ermöglicht. Grey schließt: Wir alle kämpfen um dasselbe Ziel, auf
welchem Kriegsschauplatze auch der Streit geführt werde, nämlich um das
Recht, frei vom Gespenste des preußischen Militarismus zu leben, der schon
in Friedenszeiten eine Drohung und Bedrückung war und der im Kriege
die gewöhnlichen Gesetze der Menschlichkeit nicht beachten will.
15. Okt. (Unterhaus.) Bei der Budgetdebatte findet von
seiten mehrerer Redner eine scharfe Kritik der neuen Steuern statt.
Lough (lib.) sagt, daß der Schatzkanzler früher Ehrensekretär der
Freihändlerunion gewesen sei, und daß er glaube, daß der Zolltarif Mac
Kennas in zukünftigen Jahren ebenso „berühmt“ werde, wie der Mac
Kinleys in den Vereinigten Staaten und daß er sich ebenso nichtig, wenn
nicht ebenso gefährlich für die Interessen des Landes erweisen werde, zu
dessen Nutzen er eingeführt worden sei. Snowden (Arb.) gibt seine Zu-
friedenheit zu erkennen, daß eine Anzahl schutzzöllnerischer Steuern wieder
fallen gelassen worden sind. Er spricht sich für stärkere direkte Belastung
aus. Snowden legt Fälle dar, die beweisen sollen, daß gerade die unteren
Klassen der Steuerzahler am heftigsten betroffen würden, bei den Ein-
kommen unter 200 Pfund im Jahre, bei dem der Steuerzuschlag 100, 200
und selbst 600 Prozent betrage. Dillon (Ire) legt dar, daß die Steuer-
gesetze eine besondere Belastung Irlands darstellten. Die Klasse, die jähr-
lich 160 bis 300 Pfund einnähme, fände die Steuern in zahlreichen Fällen
verdoppelt. Am ärgsten litten hierunter die kleinen Bureauangestellten, die
Lehrer, die arme Geistlichkeit und die kleinen Ladeninhaber. Eine sehr
bittere Stimmung wegen der Ungerechtigkeit der neuen Steuergesetze greife
um sich und diese Bitterkeit werde noch vergrößert werden durch die Redner,
die für die Dienstpflicht Propaganda machen; sie könne daher gefährlich