Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

858 Ersktrilmnir#. Vovember 6.—8.) 
ausdrücklichen Absicht, sie von der englischen Presse verbreiten zu lassen, 
damit fie aus dieier in die neutrale Preiie übergeben. Als die Deutichen 
übrigens merkten, daß wir die amtlichen Berichte des Hauptqauartiers frei- 
gaben. hingen sie andere Meldungen an. um sie durchzubekommen. Die 
britische Zeniur ichnin diesen Anbang weg. Es wäre wahnsinnig, im Kriege 
gegen uns gerichtete Nachrich2en zu verbeiten, die die Deutschen veröffent- 
lichen, um uniere auswärtigen Beziebungen zu füören. Der Lordkanzler 
deutet schlieblich an. daß die Presfreihe#t infolge der Angriffe auf die Re- 
gierung eingeichränkt werden mochre. 
Lord Bro#es jagte. die Unzufriedenbeit mit dem Pressebüro sei da- 
durch entftanden. daß die Zenfur in 16 Monaten und in den Debatten 
wenig gelernt habe. Die Debatte wird darauf vertagt. 
6. Nov. Reise Kitcheners nach Griechenland. Beschlagnahme 
des „Globe“. 
Eine Nummer des „Globe“ wird beschlagnabmt, in der folgende Mit- 
teilung stand: „Wir baben gestern gemeldet, daß Kitchener dem König das 
Rücktwiltsgeiuch überreicht bat, daß dieses aber nicht angenommen worden ist. 
Eine Stunde nachber verof#entlichile das Preßbüro die amtliche Ableugnung. 
Wir wiederbolen heute unsere Fenstellung. Kitchener hatte Donnerstag Au- 
dienz beim König und überreichte sein Rücktrinsgesuch, das nicht angenommen 
wurde. Die Veroffentlichung dieser Mineilung hatte die gewünschte Wirkung. 
Sie verhinderte, daß ein volliger Bechsel in der verantwortlichen Kriegs- 
leitung hinter dem Rücken der Nation ausgeführt wurde.“ 
Amtlich wird gegenüber dieser Mineilung erklärt, Kitchener sei auf 
Ersuchen seiner Amtegenossen aus England abgereist, um dem Kriegsschau- 
platze im Osten einen kurzen Besuch abzustatten: zugleich wird die vom 
„Globe“ verbreitete Nachricht von seinem Rücktritt dementiert. 
Was die Reise Kitcheners betrifft, so verlautete darüber folgendes: 
Am 20. Nov. war der englische Kriegsminister in Athen und wurde von 
König Konstantin empfangen. Tags darauf hatte er mit dem Minister- 
präsidenten Skuludis und dem griechischen Generalstabschefs General Dus- 
manis und Oberst Metaras eine Besprechung, am 27. Nov. hatte er in Rom 
eine solche mit Sonnino und am 29. Nov. besuchte er in Paris den Präsi- 
denten Poincaré und den Ministerpräsidenten Briand. Am 30. Nov. traf er 
wieder in London ein. 
7. Nov. Die „Morningpost“ veröffentlicht einen Aufsehen 
machenden Artikel gegen Griechenland. 
England solle Griechenland auffordern, entweder seine Verpflichtungen 
gegen Serbien zu erfüllen, oder seine Gesandten in London und Paris 
abzuberufen. Die Seeherrschaft im Mittelmeere ermögliche England. Kreta, 
die ägäischen und die jonischen Inseln, alle maritimen Besitzungen Griechen- 
lands und die gesamte griechische Handelsflotte zu beschlagnahmen, sowie 
seine Seehäfen zu bombardieren und seinen Handel zu blockieren. Wenn 
eine solche Drohung ernstlich gemacht würde, hätte Griechenland die Wahl 
zwischen einem glänzenden Siege auf englischer Seite und der Sicherheit 
seines Ruins als Englands Feind. 
8. Nov. (Oberhaus.) Fortsetzung der Kritik der Zensurmaß- 
regeln, der Kriegführung und der Balkanpolitik. Lord Courtney 
über die Notwendigkeit eines Ausgleichs mit Deutschland. 
Lord Loreburn: Wenn man klagt, daß das Publikum den Ernst der 
Lage verkennt, so ist die Ursache die, daß die legitimen Nachrichtenquellen
	        
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