Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

864 Erstbrilsnzis. November 11. 12.) 
baren Kräfte fützen und auf die Ausdebhnung. bis zu welcher diese Kräfte 
von den anderen Kriegsschauplätzen abgesparm werden konnen. Er glaube 
nicht, daß es im öffentlichen Interefse liegt, gerade dieie Frage zu beiprechen. 
Dann antwortet Gren auf die Frage, ob er rückhbaltlose Hilfe versprochen 
habe. Er jagt, Griechenland sei Hilfe angeboten worden,. damit dieses seine 
Vermagsverpflichtungen gegenüber Serbien erfüllen könnte. Etwas kajuistisch 
sagt Gren, daß er keine Erklärung darüber abzugeben habe, was England 
mun würde für den Fall, daß Griechenland seine Oilfe an Serbien ver- 
weigere. Wir haben, sagt er, alles geltan, was in unserer Macht steht, um 
Serbien rückhaltlos unsere Oilfe zuteil werden zu lassen. Es ist natürlich, 
daß aus den Worten des Hilfeversprechens nicht ein rein militä- 
risches Versprechen konstruiert werden kann, denn niemand konnte an- 
nehmen, daß die englische Regierung sämtliche britische Armeen von den 
Kriegsschauplätzen nach dem Balkan senden würde, ohne Rücksicht auf die 
Notwendigkeiten in Frankreich und in Flandern. Wir haben das Ver- 
sprechen gegeben, alles zu tun, was in unserer Macht steht und das 
ist auch in der Tat geschehen. 
Ein Zwischenfall ereignet sich, als der Abg. Hogge (I.) anläßlich der 
Besprechung der Beschlagnahme des Hetzblattes „Globe“ (s. S. 858) daran 
festhält, daß Lord Küchener dennoch seine Entlassung erbeten habe, im 
Widerspruch mit allen Erklärungen des ersten Ministers. Asquith weist es 
zurück, daß man ihn vor dem Lande als einen Lügner darstelle. Nochmals er- 
klärt er, daß Kitchener in keiner Periode des Krieges um seine Entlassung 
nachgesucht habe. Verschiedene Mitglieder des Hauses rufen Hogge zu, er 
solle seine Beleidigungen zurückziehen, was jedoch nicht geschieht. Der liberale 
Abg. Pringle (I.) macht vielmehr dem Minister nochmals ernste Vorwürfe 
wegen der Beschlagnahme des „Globe“; sie sei erfolgt, weil der „Globe“ 
als erster behauptet hätte, daß Kitchener seine Emlassung genommen habe. 
Pringle sagt, der Berliner „Vorwärts“ sei sicherlich ebenfalls unterdrückt 
worden, jedoch nur für einen Tag. Die Unterdrückung des „Globe“ halte 
jedoch an. Wenn Sie das Land verpreußen wollen, so tun Sie das in 
seiner Tüchtigkeit, aber nicht in seiner Tyrannei! 
Die Kreditvorlage wird einstimmig angenommen. 
11. Nov. Die drei größten Arbeiterverbände Großbritan- 
niens, der Bergarbeiterbund, die Union der Transportarbeiter und 
die Union der Eisenbahner, vereinigen sich zu einem Gesamtverband. 
Der neue Verband umfaßt 1½2 Millionen Arbeiter. 
12. Nov. (Unterhaus.) Antworten Greys auf Fragen über 
seine Außerung gegenüber dem Fürsten Lichnowsky bei Kriege- 
ausbruch und über die Ursache des Rücktritts Lord Haldanes. 
Sir Arthur Markham fragt den Staatssekretär Grey, ob er beabsichtige, 
auf die Mitteilung des früheren deutschen Botschafters in London, Fürsten 
Lichnowsky, die in halbamtlichen deutschen Blättern veröffentlicht wurde, 
zu antworten. Der Mitteilung des deutschen Botschafters zufolge habe 
Staatssekretär Grey gesagt, daß England als eine am Kriege teilnehmende 
Macht noch besser imstande sein werde, das Gewicht seines Wortes in die 
Wagschale zu werfen, als wenn es neutral bliebe, da es jeden Augenblick 
drohen könne, sich vom Krieg zurückzuziehen. Grey antwortet: Ich habe 
niemals gedroht, daß wir uns zurückziehen würden. Ich hoffe, daß es gut 
verstanden wird, daß unsere Stellung im Kriege durch den Vertrag mit 
Japan und das Abkommen vom 5. September 1914 mit Frankreich und
	        
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