Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Großbritannien. (November 16.) 869 
sich jemand das einbilden? Der Vorredner selbst hat die Bedingungen 
ausgesprochen, die die Zwecklosigkeit der Reden zeigen. Er verlangte, daß 
Deutschland Belgien räumt, Elsaß-Lothringen abtritt und dem zustimmt, 
daß die Welt nach dem Nationalitätsprinzip regiert werde. Glaubt jemand, 
daß Deutschland Elsaß herausgeben und Polen seiner Natonalität wieder- 
geben wird, ohne besiegt zu sein? Jeder empfindet ebenso wie der Vor- 
redner, was die Schrecken des Krieges sind. Jeder von uns würde begierig 
die früheste Gelegenheit ergreifen, den Krieg zu beenden, sofern es mit 
Edren und ohne die Sicherheit unseres Landes zu gefährden, geschehen 
könnte. Die Zeit wird kommen, wo diese Art Reden aufführlicher be- 
antwortet werden müssen. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Das 
Varlament und die Nation sind entschlossen, wie in den ersten Kriegs- 
tagen, in unseren Anstrengungen nicht nachzulassen, bis die Ziele, für 
die wir das Schwert zogen, als der Krieg uns aufgezwungen wurde, be- 
friedigend erreicht sind. 
Am Ende der Debatte weist Booth (lib.) darauf hin, daß die Liberalen 
des Wahlkreises, den Trevelyan vertritt, beschlossen hätten, bei den nächsten 
Vahlen einen anderen Abgeordneten zu wählen. 
16. Nov. (Oberhaus.) Angriffe auf den Generalstab. 
Lord Fisher erwidert kurz auf die Angriffe Churchills. 
Lord St. Davids erklärt, in Berichten der Presse seien viele Klagen 
über das Verhalten des Generalstabs während der letzten Kämpfe in 
Frankreich enthalten. Der Generalstab sei übermäßig groß. Offiziere er- 
hielten Kommandostellen auf Grund von Familienbeziehungen. Das Arbeiten 
des Generalstabs sei schlecht, weshalb mehrfach Siege ausgeblieben seien. 
Der britische Generalstab sei fünf= oder sechsmal so groß wie der französische. 
Viele Offiziere würden angeblich gegen den Willen des Feldmarschalls 
French in den Generalstab berufen. Das Hauptquartier habe Damenbesuche 
erhalten. Ein Zivilist, der in Geschäften in das Hauptquartier kam, habe 
vor 10½ Uhr vormittags niemand im Büro angetroffen, da die Offiziere 
dis spät in die Nacht hinein Bridge gespielt hätten. Als einen Fall grober 
Nachlässigkeit führt der Redner an, daß die britische Armee erst letzten 
Juni eine zweite Verteidigungslinie angelegt habe, die sich dreihundert bis 
vierhundert Yards von der deutschen Front entfernt befand. Am 25. Sep- 
tkember hätten englische Truppen drei deutsche Verteidigungslinien durch- 
brochen, was zu einem großen Siege geführt haben würde, wenn der 
Generalstab besser gearbeitet hätte. Aber es seien keine Verstärkungen zur 
Stelle gewesen, so daß der Angriff nicht fortgesetzt werden konnte. Der- 
artiges sei nicht einmal, sondern wiederholt vorgekommen. 
Lord Haldane bedauert die Angriffe des Vorredners, der eine Art 
der Kritik übe, wie sie in jedem Kriege vorkäme. England habe sich in 
betreff des Generalstabes in großem Nachteile gegenüber Deutschland be- 
funden, aber jetzt besitze es einen Generalstab ersten Ranges. Es sei sehr 
ungerecht, Fehler, die gemacht wurden, weil eine genügende Anzahl voll- 
kommen ausgebildeter Generalstäbler fehlte, zu verallgemeinern. Mit Bezug 
auf die Offensive vom 25. September erklärt Haldane, Reserven seien vor- 
handen und bereit gewesen, in den Kampf einzugreifen. Daß er nicht er- 
solgreich war, sei eine Sache, die nur diese Division selbst betreffe, jeden- 
falls sei eine Nachlässigkeit des Marschalls French nicht schuld daran gewesen. 
Lord Sydenham sagt: Die zensur erlaubte die Veröffentlichung der 
Nachricht, daß im September bei Loos ein großer Sieg beinahe errungen 
worden wäre. Dann müssen Gründe bestehen, weshalb er nicht gewonnen 
wurde. Die Tapferkeit der Truppen war sicher nicht der Grund. Es hieß,
	        
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