Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Spanien. (November 9.—26.) 717 
Auf einen Antrag, über die Kredite für Heer und Marine, die bei 
der Mobilmachung notwendig seien, abzustimmen, erklärt Dato, er miß- 
billige jede Erörterung der Neutralität. Er halte eine Sympathiekundgebung 
gegenüber den Kriegsparteien für gefährlich, da hierdurch eine kritische 
Lage geschaffen werden könne, und zwar um so mehr, als Spanien es für 
seine Pflicht halte, zugunsten des Friedens zu intervenieren. Eine bewaffnete 
Neutralität könne die Sicherheit des Landes in Frage stellen. 
9. Nov. (Kammer.) Der Deputierte Soriano erklärt über die 
Versenkung von Schiffen der Alliierten im Mittelmeer, die Lage 
sei ernst; denn man könne das Schweigen Spaniens als Mittäter- 
schaft betrachten. Darauf wird erwidert, die Schiffsunfälle gingen 
Spanien nichts an, denn fie seien außerhalb seiner Gewässer erfolgt. 
16. Nov. Bei den Munizipalratswahlern siegen die liberalen 
Demokraten und die geeinigten Reformisten. 
In Almeria, Valencia und Barcelona kommt es zu blutigen Zu- 
sammenstößen, bei denen zahlreiche Wähler getötet oder verwundet werden. 
In Malaga werden die Wahlen verschoben. 
20. Nov. Ministerpräsident Dato wünscht eine Verlängerung 
der Kammersitzungen, um die Abstimmung über das Projekt der 
militärischen Reformen vor Ende November zu erreichen. 
Die liberalen und linksstehenden Parteien bestehen dagegen darauf, 
daß die Diskussionen über die Reformen beim Militär und über das 
Budget parallel geführt werden. Der allgemeine Eindruck ist der, daß man 
das Militärreformprojekt nicht gutheißen und das Budget von 1915, so 
wie es ist, auf das Jahr 1916 übertragen werde. 
24. Nov. In der Kammersitzung erklärt Ministerpräsident 
Dato, er sehe keine Möglichkeit, daß Spanien sich am Kriege 
beteilige, zumal da Spanien seit Beginn des Krieges beständig 
Sympathiebezeigungen von allen Kriegführenden erhalten habe. 
Dato tadelt scharf diejenigen, die glaubten, daß das Kabinett aus 
Furcht vor unvorhergesehenen Ereignissen zurücktreten wolle, und sagt, die 
Regierung habe gerade angesichts der fernliegenden Möglichkeit einer Teil- 
nahme am Kriege Reformen vorbereitet, die es der Armee ermöglichen, 
alle nationalen Interessen zu verteidigen. Der König erhoffe aus Gründen 
der Menschlichkeit einen baldigen Friedensschluß. 
26. Nov. Der Finanzminister reicht in den Cortes den Vor- 
anschlag für den Staatshaushalt 1916 ein. 
Er beläuft sich in Einnahmen auf 1406478000, in Ausgaben auf 
1470849000 Peseten. Das Defizit beträgt somit 643710000 Peseten. Zu seiner 
Deckung sind neue Steuern vorgeschlagen auf das persönliche Einkommen, auf 
Mehrwert in Grundbesitz und Geschäftsgewinn, auf Erbschaft und Transport. 
Das Defizit des laufenden Budgetjahres schätzt die Regierung auf 
150 Millionen Pesetas. In Wirklichkeit beträgt es in acht Monaten bereits 
315 Millionen, abzüglich 204 Millionen Eingänge aus der Begebung von 
Schatzwechseln. Seitdem die konservative Regierung die Geschäfte führt, 
November 1913, sind insgesamt 521 Millionen Schatzwechsel in Umlauf 
gesetzt worden.
	        
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