Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Grobritammien. (Dezember 23.) 889 
Eure Ritterlichkeit setzte, habt Ihr seitdem glänzend gerechtfertigt. Ich 
bedarf jetzt Eurer Dienste auf einem anderen Kampfgebiete; aber bevor 
Ihr Frankreich verlaßt, sende ich Euch meinen lieben und tapferen Sohn, 
den Prinzen von Wales, der mit meinen Heeren die Gefahren und Mühsale 
des Feldzugs geteilt hat, um Euch in meinem Namen für Eure Dienste zu 
danken und Euch meine Genugtuung auszudrücken. Britische und indische 
Waffenbrüder! Ihr habt in Beschwerden und Entbehrungen zusammen- 
gehalten, in Mut und Ausdauer, oft gegen große Uebermacht, in Tagen 
eines unvergeßlichen Kampfes. In einem Unternehmen, das unter ganz 
neuen Verhältnissen vor sich ging, und unter besonders schweren Umständen 
habt Ihr würdig die Ehre des Reiches und die großen Traditionen meines 
Heeres in Indien hochgehalten. Ich habe Euer Geschick mit höchstem 
Interesse begleitet und Eure tapferen Taten mit Stolz und Genugtuung 
verfolgt. Ich betraure mit Euch den Verlust manches tapferen Offiziers 
und Mannes. Laßt es Euch zum Troste gereichen, daß es ihr Stolz war, 
freiwillig das Leben zu opfern in einer gerechten Sache für die Ehre ihres 
Herrschers und für die Sicherheit meines Reiches. Sie starben als tapfere 
Soldaten, und ich werde ihr Opfer stets in dankbarer Erinnerung behalten. 
Ihr verlaßt Frankreich in gerechtem Stolz auf ehrenvolle Taten, die Ihr 
vollbracht habt, und mit der Zusicherung meines Vertrauens, daß Eure 
erprobte Tapferkeit und Erfahrung beitragen werden zu ferneren Siegen 
auf den neuen Kampfplätzen, wohin Ihr jetzt geht. Ich bitte Gott, Euch 
zu segnen und zu beschützen und Euch, wenn der endgültige Sieg errungen 
ist, wohlbehalten zurückzubringen ins eigene Heim, wo Ihr mit Ehren von 
Euren Angehörigen werdet willkommen geheißen werden. 
23. Dez. (Unterhaus.) Das Haus beschließt die Vertagung 
bis 4. Januar. 
Dem Beschluß geht eine heftige Kritik der Tätigkeit der britischen 
Diplomatie gegenüber den Balkanländern, insbesondere Griechenland, 
voran, an der sich Dalziel, Outhwaite, Cooper und King beteiligen. Dal- 
ziel (I.) fordert eine tatkräftige Politik gegenüber den Neutralen, Outh= 
waite (I.) tadelt die britische Diplomatie gegenüber den Balkanländern und 
sagt, es sei klar, daß Griechenland bereit war, die Operationen an den 
Dardanellen militärisch zu unterstützen, daß aber Rußland eine Teilnahme 
Griechenlands abgelehnt habe. Die Differenzen zwischen den Alliierten hätten 
den Beitritt Griechenlands zu den Ententemächten verhindert. Cooper (Un.) 
führt aus, daß das Verhalten des Auswärtigen Amtes großen Argwohn er- 
rege. Der Flotte werde es unmöglich gemacht, den großen Schlag zu führen, 
dessen die Nation sie fähig halte. Die britische Diplomatie im nahen Osten 
sei verderblich gewesen. King (l.) sagt, eine einige Politik der Alliierten 
sei sehr notwendig. Die britische Nation, das britische Reich und das 
Parlament seien einig, könne aber jemand sagen, daß das Kabinett einig 
sei und seit Monaten einig gewesen sei? Unterstaatssekretär Lord Robert 
Cecil bedauert die Bemerkung Kings, daß die Alliierten uneinig seien. 
Differenzen kämen vor, aber es habe nie eine Differenz gegeben, die die 
Fortsetzung des Bündnisses bedroht habe. Ueber die Balkanpolitik zu sprechen 
wolle er Grey überlassen. Cecil fährt dann fort: Unsere Blockade ist eine 
Blockade Deutschlands und nicht der neutralen Länder. Wir können nur 
die überseeische Zufuhr nach Deutschland verhindern, es ist aber äußerst 
schwierig nachzuweisen, welche Güter Deutschland erreichen. Die Regierung 
tat alles, was sie rechtmäßigerweise tun konnte, um für Deutschland bestimmte 
Ladungen anzuhalten. Cecil polemisiert sodann gegen Cooper und sagt, ge- 
wisse Neurastheniker könnten den Druck des Krieges nicht aushalten und
	        
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