Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

V. 
Großbritannien. 
2. Jan. Sir Henry Howard wird zum Gesandten beim Vatikan 
ernannt. 
In der Instruktion für Howard heißt es, er habe den Auftrag er— 
halten, den Papst zu seiner Wahl zu beglückwünschen und ihm die ver— 
schiedenen Gründe mitzuteilen, welche die Regierung genötigt haben, in den 
gegenwärtigen Krieg einzugreifen, nachdem sie alle Mittel angewandt habe, 
um den Frieden zu erhalten (s. unterm 8. Februar). 
4. Jan. (Irland.) Lord Wimborne wird als Nachfolger von 
Lord Aberdeen zum Vizekönig von Irland ernannt. 
6. Jan. Das Oberhaus tritt zusammen. 
Es ereignet sich der ungewöhnliche Fall, daß die Lords sich ver- 
sammeln, ohne daß zu gleicher Zeit das Unterhaus tagt. 
7./10. Jan. (Oberhaus.) Beratung des Flottenetats. 
Namens der Regierung spricht der Staatssekretär für Indien, Lord 
Crewe: Es hat keinen Seekrieg gegeben, in dem die Oberherrschaft auf 
der See so schnell und mit so geringen Kosten gewonnen wurde. England 
ist es gelungen, in unglaublich kurzer Zeit die Gewalt über die See zu 
gewinnen. Es ist unmöglich, der Flotte genug für ihre Leistungen zu 
danken. Zugleich darf man die Unterstützung der australischen, französischen 
und japanischen Flotte nicht vergessen. Ueber die Beschießung von 
Scarborough sagt der Redner: Verletzungen der Haager Konvention 
können in einigen Fällen erwidert werden, aber England werde sich nie 
auf unterschiedlose Vergeltungsmaßregeln einlassen. Deutschlands Vorgehen 
werde sich schließlich selbst rächen. Die Flotte würde jeden Monat relativ 
stärker, die Bemannung eines jeden Schiffes würde eine Reserve erhalten. 
Zu dem Untergang des „Formidable“ bemerkt Lord Crewe: Die 
Admiralität kam endgültig zu dem Schluß, daß das Linienschiff „Formidable" 
durch zwei von einem Unterseeboot abgeschossene Torpedos in den Grund 
gebohrt wurde. Der Kapitän der „Formidable“ signalisierte einem anderen 
Schisff in der Nähe, es solle nicht zu Hilse kommen, sondern wegen der 
Gefahr eines Angriffes des Unterseebootes fernbleiben. Es sei dies eine 
tapfere Tat, würdig der Traditionen der englischen Flotte. 
Kriegsminister Lord Nitchener: Obgleich deutsche Truppen vom 
westlichen Kriegsschauplatz nach dem Osten befördert worden waren, blieb 
der Feind doch stark genug, um sein ausgebildetes System von Laufgräben 
zu behaupten und die Verbündeten aufzuhalten. Die Kämpfe haben den 
Charakter eines Festungskrieges angenommen. Die einzigen bedeutenden 
Kämpfe zwischen Briten und Deutschen fanden statt, als die Laufgräben 
bei Givenchy, die von Indern besetzt waren, von den Deutschen heftig an- 
gegriffen wurden. Einige Laufgräben wurden verloren, jedoch am nächsten 
Tage wieder gewonnen. Die Streitmacht Freuchs wurde durch eine Anzahl 
Territorialsormationen und eine Division, bei der sich ein kanadisches Re- 
giment befindet, verstärkt. Kitchener bespricht hierauf die Lage auf dem öst-
	        
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