Frankreich. (Mai 8. 15.) 907
aufrechtzuerhalten. Es wacht mit eifersüchtiger Sorge darüber, seinen Markt
zu halten. Das Abkommen unter den Verbündeten zwingt uns ebensosehr
zu pekuniärer als materieller Hilfe. Wir haben für unsern Teil mit dem
größten Edelmut gehandelt, als unsere Freunde unser bedurften. Jetzt ist es
an ihnen, Gegenseitigkeit anzuwenden. Ich war selbst dieser Tage in London.
In wenigen Stunden habe ich die Frage mit Lloyd George geregelt. Wir
haben die Rechnung aufgestellt für die Summen, die wir in den nächsten
sechs Monaten zu bezahlen haben. Wir haben das, was Frankreich an
England, die Vereinigten Staaten und Kanada zu bezahlen haben wird,
auf mindestens 1,5 Milliarde herausgerechnet. Der Lordschatzkanzler ist
nicht dafür, daß man unter den gegenwärtigen Verhältnissen Anleihen auf
dem Londoner Markt unternimmt. Wenn wir aber 500 Millionen in
Gold nach England senden, so wird man uns dafür 1,55 Mil-
liarden Kredite eröffnen. Die Kombination war gerecht und billig.
Ich habe sie in Ihrem Namen angenommen. Es ist das eine der Opera-
tionen, die keiner Verteidigung bedürfen, und in denen die Würde eines
jeden gewahrt ist. Die Vorlage fordert nunmehr Ihre förmliche Zustim-
mung dazu.
Weiter führt der Finanzminister aus, daß die Regierung zunächst für
das Budget die Bewilligung von drei neuen Steuerzwölfteln fordert, für
Juli, August und September, und schließt: Man kann die Zukunft nicht
voraussagen, aber es bereiten sich Ereignisse vor, die für die Dauer des
Krieges entscheidend sein können. Wie lange er aber auch noch dauern
wird, wir nehmen es im voraus an und sind bereit, seiner Dauer stand-
zuhalten. Die Zusammenarbeit von Kammer und Regierung ist die un-
erläßliche Bedingung zum schließlichen Erfolge, den wir alle mit uner-
schütterlichem Vertrauen erwarten.
Die Vorlage wird durch Händeaufheben ohne Widerspruch ange-
nommen.
8. Mai. Der Deputiertenkammer geht ein Gesetzentwurf zu,
wonach das Erträgnis von Seeprisen nicht mehr den Eigen-
tümern und Besatzungen des kapernden Schiffes, sondern dem Staats-
schatz zufallen soll. Ein Drittel des Erträgnisses der Prise soll der
Invalidenkasse der französischen Marine zufließen.
15. Mai. (Senat) stimmt dem Gesetzentwurf über Erhöhung
des Ausgabebetrages der Staatsschatzscheine und der Landesverteidi-
gungsgutscheine zu.
Ribot wiederholt seine vor der Kammer abgegebenen Erklärungen über
die Bedeutung des englisch-französischen Finanzabkommens und
erklärt schließlich: Mit der Verlängerung des Krieges wachsen die finan-
ziellen Schwierigkeiten, aber das erschreckt uns nicht. Wir werden uns
weder entmutigen noch niederschlagen lassen. Um jede Besorgnis zu zer-
streuen, sofern dies überhaupt nötig würde, genügt uns der Blick auf unsere
Armee, die ein so schönes Beispiel von Tapferkeit gibt. Die Meinung der
gesamten Welt ist mit uns gegen den Urheber jener furchtbaren namens
der Staatsräson begangenen Verbrechen. Die Straflosigkeit, die jene Ver-
brechen bisher genießen, wird nicht ewig währen. Wir werden über alle
Schwierigkeiten triumphieren, wenn wir unseres Landes würdig sind, das
will, daß wir uns durch nichts aufhalten lassen, um bis zur glücklichen Be-
endigung des ungeheuren Kampfes, der uns ausgezwungen wurde, zu gelangen.