Frankreich. (Juli 20.—29.) 917
ab, an der auch die drei Vertreter der Partei im Ministerium,
sowie der belgische Minister Vandervelde und der frühere Metzer
Reichstagsabgeordnete Weill teilnehmen.
In einer einstimmig angenommenen Resolution wird von neuem
das unerschütterliche Vertrauen der Partei in die Sache der Alliierten und
des republikanischen Frankreichs bekräftigt. Der Kongreß erachtet, daß es
nach elf Kriegsmonaten nur einen dauerhaften Frieden geben könne, der
auf der Grundlage der Nationalitäten aufgebaut sei, der für die Völker
die Freiheit, über sich selbst zu verfügen, in sich schließe, sowie die völlige
Achtung der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Nationen,
die Organisation eines obligatorischen Schiedsgerichtes, das eine demokra-
tische Kontrolle der Verpflichtungen gestatte und die Bildung einer inter-
nationalen mit Vollzugsgewalt ausgestatteten Macht. Diese Ziele sind dem
Verschwinden des gewalttätigsten und am wenigsten gewissenhaften Im-
perialismus untergeordnet. Die Sozialistenpartei erklärt sich deshalb von
neuem bereit, ihre Hilfe dem Werke der Landesverteidigung ohne Zurück-
haltung, ohne Entmutigung oder Mattigkeit weiter zu bringen. Mit dem
ganzen Lande und seinen Alliierten werde die Sozialistenpartei die Be-
freiung des mutigen und loyalen Belgien und der besetzten Gebiete Frank-
reichs fortsetzen, ebenso an der Wiederherstellung des Rechtes für Elsaß-
Lothringen mitwirken. Um dieses Ergebnis zu erreichen, fordert die
Partei, daß die Regierung, das Parlament, die Führer und die Soldaten
ihre Pflicht tun. Eine fieberhafte Tätigkeit müsse sich des Inneren des
Landes bemächtigen, eine Tätigkeit, die sich mit unwiderstehlicher Kraft bis
an die Front erstrecken werde. Alle diejenigen, welche mit einem kleinen
Teile der Landesverteidigung beauftragt seien, schuldeten strenge Ausführung
ihrer Pflichten. Die Partei sei entschlossen, der Regierung zu helfen und
neue Methoden in Anwendung zu bringen, um die Bürokratie mit den
modernen Erfordernissen der Industrie in Einklang zu bringen. Zum Schluß
wird gemäß den Erklärungen von London jede Eroberungspolitik außer
den legitimen Wiederherstellungen und jede Entmutigung verurteilt. Der
Kongreß billigt die von den Gruppen seit Kriegsbeginn entfaltete Tätigkeit
und gibt ihnen Vollmacht, das Werk der Landesverteidigung in demselben
Sinne in unerschütterlicher Festigkeit fortzusetzen.
20. Juli. (Kammer.) Der Minister des Innern bringt einen
Gesetzentwurf ein über die Einschränkung des Alkoholverkaufs
und des Alkoholgenusses.
Danach sollen die Präfekten befugt sein, den Alkoholverkauf und den
Alkoholgenuß in den Werkstätten, die für die Landesverteidigung arbeiten,
einzuschränken bezw. zu verbieten.
8. Juli. Ernennungen.
Der Gesandte in Athen Deville wird auf seinen Wunsch zur Dis-
position gestellt; der Delegierte in der Donaukommission und bevollmächtigte
Minister Guillemin wird zum Gesandten in Athen, der bevollmächtigte
Minister Legrand zum Delegierten in der Donankommission ernannt. —
Oberst Asser wird zum Kommandeur des englischen Stützpunktes Havre
als Nachfolger des Generals Williams ernannt, der mit dem Kommando
einer Armee betraut wird.
29. Juli. Die Kammer nimmt den am 12. Juli eingebrachten
Gesetzentwurf über Erhöhung des Ausgabebetrages der Staats-