922 fr#a#ntreich. (August 15. 19.)
als der Krieg ausbrach. Jetzt schiebt man die Schuld auf die Aerzte, wenn
sie kein Antitetanusserum haben und keine Transportmittel für die Verwun-
deten. Die Reserveärzte haben, so gut es ging, mitgeholfen, aber sie sind
neben den Soldaten im gleichen Verhältnis wie die Offiziere gefallen. Der
Redner macht dann dem „oberen Beirat" für den Sanitätsdienst den Prozeß,
den der Kriegsminister nur eingerichtet habe, um die Rolle der Hygiene-
kommission der Kammer herabzusetzen, als diese ihm nach und nach zu un-
bequem geworden sei. Diese ist überall dem bösen Willen und Eigensinn,
dem Bureaukratismus und der haßerfüllten Feindseligkeit der Kriegsverwal-
tung gegen alles begegnet, was von ihr ausging. Die Verwundeten, die
Truppen haben die Folgen davon zu tragen.
Die Rechte, die schon bis hierher den Redner häufig unterbrochen
hat, protestiert lärmend gegen die weiteren Ausführungen Navarres. Es
kommt zu solchen Lärmszenen, daß die Sitzung unterbrochen werden muß.
Auf den Einspruch der Sozialisten und Sozialistisch--Radikalen lehnt die
Kammer sodann mit 273 Stimmen der linken Parteien gegen 188 Stimmen
der Rechten den Antrag auf Schluß der Debatte ab und nimmt mit 385
gegen 122 Stimmen einen sozialistischen Antrag an, welcher die Fortsetzung
der Aussprache auf den 20. August ansetzt.
15. Aug. Der ehemalige Gesandte in München Allizé wird
zum bevollmächtigten Gesandten im Haag ernannt an Stelle Pel-
lets, der zur Disposition gestellt wird.
19. Aug. Das Amtsblatt veröffentlicht das Gesetz, nach dem
Waren aus Deutschland und Österreich= Ungarn, selbst
wenn ihnen ein Ursprungszeugnis beigegeben ist, nicht nach Frank-
reich eingeführt werden dürfen.
Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnisstrafe von einem Monat
bis zu zwei Jahren und mit Geldstrafe von 100 bis 5000 Franken be-
straft; die betreffenden Waren sowie die Transportmittel werden beschlag-
nahmt.
19. Aug. Abkommen mit Deutschland über Gefangenenbehand-
lung, den Austausch von Zivilgefangenen und Rücktransport von
Sanitätspersonal.
Wie die „Agence Havas“ meldet, sandte der Minister des Aeußern
Delcasseé an den Heeresausschuß, der den Minister bezüglich des
Heimtransportes des Sanitätspersonals und der Zivilgefangenen befragte,
Briefe, in denen er die deutsch--französischen Verhandlungen darlegt, die
den „deutschen Maßnahmen“ ein Ende setzen sollten. Die deutschen
Maßnahmen bestanden darin, mit Vorliebe unter den gefangenen Fran-
zosen solche auszuwählen, die keinen körperlichen Beruf ausüben, und
sie in sumpfige Gegenden zu verschicken, um diese Gegenden urbar zu
machen. Deutschland gab vor, daß Lager für gefangene Deutsche in den
französischen Kolonien Afrikas errichtet worden seien. Dieser Behauptung
setzte die französische Regierung Zeugnisse Neutraler entgegen. Die ge-
fangenen Deutschen werden genau so behandelt wie die französischen Sol-
daten. Deutschland erklärte sich nach Androhung von Repressalien bereit,
die französischen Gefangenen, die den Gegenstand des Protestes der fran-
zösischen Regierung bildeten, in die Gefangenenlager zurückzuschaffen. —
Ein anderer Brief Delcassés benachrichtigt den Ausschuß, daß ein deutsch-
französisch-englisches Abkommen über den Rücktransport von Sanitäts-