Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

934 Franbreich. (Oktober 29. November 3.) 
und Verteidigung ewig dankbar sein wird. Meine Armeen sind stolz, sich 
an eurer Seite zu schlagen und euch zu Kameraden zu haben. Mögen die 
Bande, die uns vereinigen, bestehen bleiben und unsere beiden Länder 
immer eng verknüpft bleiben! Soldaten! nehmt meine herzlichsten und 
aufrichtigsten Grüße entgegen. Ich zweifle nicht, daß ihr diesen gigantischen 
Kampf zu einem siegreichen Ende führen werdet. Es liegt mir im Namen 
meiner Soldaten und meines Landes daran, euch meine warmen Glück- 
wünsche und besten Wünsche auszudrücken.“ Präsident Poincaré, der den 
englischen König während seiner Reise begleitete, schließt seine persönlichen. 
Glückwünsche denjenigen Seiner Moajestät an. 
29. Okt. Der Rücktritt des Kabinetts Viviani wird amt- 
lich bekanntgegeben. Präsident Poincaré nimmt die Demission an 
und beauftragt Briand mit der Neubildung des Kabinetts. 
In einem Brief Vivianis an den Präsidenten Poincaré, in 
dem ihm Viviani den Rücktritt des gesamten Kabinetts unterbreitet, beißt 
es: Anläßlich der letzten Interpellation in der Kammer, die ich beantwortete, 
mußte ich feststellen, daß einerseits trotz meiner Bemühungen sich eine be- 
deutende Minderheit für die Bildung eines Geheimkomitees ausgesprochen 
hatte, welches ich förmlich abgelehnt hatte, und daß andererseits über 
150 Deputierte durch ihre Stimmenthaltung das Vertrauensvotum, welches 
ich klar forderte, verweigerten. Ich bin der Ansicht, und ich habe diese 
Ansicht meinen Amtegenossen auseinandergesetzt, daß es mehr als jemals 
notwendig ist, eine Einigkeit für die Regierung wiederherzustellen, die uns 
bisher im Parlament niemals gefehlt hat, welches, wie es seine Pflicht und 
sein Recht war, die öffentlichen Angelegenheiten erörterte, und zwar mit 
Diskretion, wofür man ihm Lob zollen muß. Ich glaube, daß eine andere 
politische Persönlichkeit diese Einigkeit, die der Wunsch aller ist, wird wieder- 
herstellen und stärken können. Um dies zu ermöglichen, überreiche ich Ihnen 
gleichzeitig mit meinem Rücktrittsgesuch dasjenige aller meiner Amtsgenossen. 
Das neue Ministerium setzt sich wie folgt zusammen: 
Vorsitz und Auswärtiges Briand, Staatsminister ohne Portefeuille 
Frencinet, Bourgeois, Combes, Guesde, Denns Cochin, Justiz und Wize- 
präsidentschaft Viviani, Krieg General Gallieni, Marine Konteradmiral 
Lacaze, Inneres Malvy, Finanzen Ribot, Ackerbau Meline, öffentliche 
Arbeiten Sembat, Handel Clementel, Kolonien Doumergue, Unterricht und 
Erfindungen, die die Landesverteidigung betreffen, Painlevé. Der bisherige 
Botschafter in Berlin, Jules Cambon, wurde zum Generalsekretär im Ministe- 
rium des Aeußern ernannt. Mctin übernimmt das Arbeitsministerium. 
Die vier Kriegsunterstaatssekretäre behalten ihre Portefeuilles. Nail wird 
Unterstaatssekretär der Marine, Dalimier behält die schönen Künste, die 
Unterstaatssekretariate des Innern und des Aeußern kommen in Wegfall. 
3. Nov. Die Pariser Zeitungen „Figaro“, Journal“, 
„Libre Parole“, „Eclair", „Rappel“ und „Oeuvre“ geben be- 
kannt, daß sie ihre Informationen und politischen Artikel der 
Zensur nicht mehr unterbreiten werden. 
3. Nov. (Kammer und Senat.) Folgende Regierungs- 
erklärung wird von Briand in der Kammer und von Viviani 
im Senate verlesen. 
Erwarten Sie keine langen Erklärungen von uns. Die Stunde gehört 
der Tat. Auf die Tat hin müssen alle Kräfte der Regierung angespannt
	        
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