Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Krankreich. (November 3.) 935 
werden, auf klare, scharfe, schnelle Entschlüsse, auf eine von leeren Forma- 
litäten, von jedem Zaudern und von jeder Ungewißheit freie und schnelle 
Ausführung werden wir unsere Sinne und unsere Tatkraft richten. Die 
hauptsächlichste Aufgabe der Regierung ist, alle lebendigen Kräfte des Volkes 
durch Gliederung im Hinblick auf den Krieg auszunützen, zu diesem Zwecke 
alle Bemühungen aller öffentlichen Dienstzweige zusammenzufassen und zu 
vereinigen. Durch enges und unaufhörliches Zusammenwirken eines jeden 
guten Willens wird der Sieg errungen werden. Jeder muß an seinem Platze, 
der Anregung der Regierung folgend, seine Aufgabe erfüllen. Jeder Verstoß 
gegen die durch das Lebensinteresse des Vaterlandes gebotene Manneszucht 
wird unverzüglich nach Feststellung der Verantworlichkeiten streng geahndet 
werden. Jedem Fehler und jeder Schwächeanwandlung wird die Sühne 
folgen. Auf der Grundlage dieses Programms wurde die Regierung ge- 
bildet, die sich Ihnen vorstellt. Sie wurde als das Abbild des Volkes 
selbst gebildet, das aus eigenem Antrieb eine vollständigere Einigkeit aller 
Bürger gegenüber dem Feinde verwirklichte. Männer aller Parteien ver- 
gessen die Meinungsverschiedenheiten, die sie einst trennen konnten, und sie 
nähern sich einander mit der einzigen Sorge: Landesverteidigung und dem 
Ziele: Sieg. Niemals hatte Frankreich eine würdigere Armee, um zu siegen. 
Soldaten und Führer, in gegenseitigem Vertrauen vereint, wetteifern in 
Mut und Selbstlosigkeit im Dienste des Vaterlandes. Sie entwickeln in 
den Schützengräben wie auf den Schlachtfeldern die höchsten Eigenschaften 
unserer Rasse. Jeden Tag fügt ihr Mut dem Ruhmesglanze Frankreichs 
einen Strahl mehr hinzu. Bis dieses ihrer Tapferkeit gesteckte Ziel erreicht 
ist, werden sie, die auf die Meisterschaft des großen Führers, der sie be- 
febligt, voll und ganz vertrauen, und seine ruhige Zuversicht in den End- 
erfolg teilen, kämpfen. Mit einer solchen Armee, die von einem solchen 
Führer befehligt wird, und mit einer Marine, die sie so wirksam unter- 
stützt, sind alle Hoffnungen erlaubt. So folgt das Land, das des Abschlusses 
dieses Krieges sicher ist, den Wechselfällen des Krieges mit unverwirrbarer 
Gelassenheit und Kaltblütigkeit. Sein Stoizismus zeigt es zu allen Opfern, 
selbst zu den grausamsten und schmerzlichsten, bereit. Diese während 15 Mo- 
naten bewährte hohe moralische Haltung veranlaßt die Regierung, die 
zensurfrage in Erwägung zu ziehen. Diese Frage muß eine Lösung er- 
halten, die schon seit einiger Zeit gesucht wird. Die Lösung wird dadurch 
ermöglicht, daß die Presse gewillt ist, im Interesse der Landesverteidigung 
die Aufsicht, die sie selbst verlangt, anzunehmen. Die Regierung wird 
gemeinsam mit der Presse für die Anwendung der Gesetze die in einer 
Demokratie zwischen Freiheit und Antorität notwendigen Zugeständnisse 
finden. Wir werden unsere Kraft gleichzeitig aus der nationalen Meinung 
und aus dem Vertrauen des Parlaments schöpfen, das die Quelle unseres 
Ansehens ist. Wir wissen, daß es Ihre Sorge ist, das Vorgehen der Re- 
gierung zu unterstützen. Diese ist ihrerseits bereit, ihre Aufgabe zu erfüllen 
und alle Verantwortung zu übernehmen. Es wird ihr am HPerzen liegen, 
die Aufsicht des Parlamentes über ihre Handlungen zu erleichtern. Sie 
wird jede Gelegenheit ergreifen, um das Parlament aufzuklären, indem es 
ihm durch Zusammenarbeit, sei es mit den Ausschüssen des Parlaments, 
sei es mit dem Parlamente selbst, alle Auskünfte gibt, worauf das Parlament 
ein Anrecht hat. 
So wird sich auch weiterhin die Einigkeit der Nation, des Parlaments 
und der Regierung bekräftigen. Durch sie werden wir den Krieg zu Ende 
führen, das heißt bis zu dem Siege, der den Feind aus allen besetzten 
Gebieten vertreiben wird, sowohl aus denjenigen, die seit mehreren Mo- 
naten unter dem Einfall leiden, wie auch aus denjenigen, die sie seit so
	        
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