938 Kranbreich. (November 12.—17.)
12. Nov. Im Senatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten
gibt Briand eine Erklärung über die Balkanlage ab, wobei er sagt:
Es ist richtig, daß der Vierverband bei der Landung in Saloniki ur-
sprünglich auf die Unterstützung Griechenlands rechnete, und es ist gleichfalls
richtig, daß infolgedessen zunächst nur mit der Landung von 150000 Mann
gerechnet worden war, die Griechenland als Ersatz für das ausfallende
serbische Kontingent angeboten wurden. Dieser erste Plan ist jedoch seit langem
geändert. Alle in der französischen und ausländischen Presse gemachten ziffern-
mäßigen Angaben über die Stärke des Expeditionskorps sind völlig falsch.
Die Zahl der gelandeten und noch zu landenden Truppen muß notwendiger-
weise geheim gehalten werden. Jedenfalls wird das Expeditionskorps stark
genug sein, um wichtige Operationen ohne fremde Hilfe ausführen zu können.
Die Vierverbandsregierungen sind weit davon entfernt, Griechenland
einen Vorwurf aus seiner nicht ganz programmäßigen Haltung machen zu
wollen. Der Rücktritt Zaimis und die Ernennung Skuludis’ zum Minister-
präsidenten sind zweifellos ein diplomatischer Erfolg des Vierverbandes.
Das Ministerium Zaimis hatte bereits verschiedentlich Bedenken geltend
gemacht wegen der an der griechisch-bulgarischen Grenze abspielenden Kämpfe.
Das Ministerium Skuludis teilt diese Bedenken nicht und wird dem Vier-
verband in keiner Weise unerwartete Schwierigkeiten bereiten.
Mitte Nov. Der Minister ohne Portefeuille Denys Cochin
reist als Sondergesandter nach Rom und Athen.
15. Nov. (Senat.) Briand wiederholt im wesentlichen die im
Senatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten gemachten Aus-
führungen vom 12., wobei Clémenceau ihn heftig kritisiert und Auf-
klärungen fordert, ob Vorsorge getroffen sei, dem Erpeditionskorps in
Saloniki die nötigen Reserven zu Wasser und zu Land zuzuführen.
16. Nov. Der Senat stimmt dem von der Kammer bereits
genehmigten Anleihegesetz einstimmig zu.
Finanzminister Ribot drückt unter dem Beifall des Hauses die feste
Ueberzeugung aus, daß die beiden Kammern als treue Dolmetscher der
Nation vor keinem Opfer zurückweichen werden, um den Krieg bis zum
schließlichen Siege durchzuführen. Das Vertrauen des Landes in den Sieg
sei heute ebenso stark wie am ersten Tage der Feindseligkeiten, aber es sei
begründeter. Der Beweis für dieses Vertrauen liege in der Aufnahme der
neuen Anleihe, die das Publikum als die Anleihe des Sieges bezeichnet
habe. Das sichere ihr Schicksal bei der tapferen und männlichen Bevölkerung.
17. Nov. Das Amtsblatt veröffentlicht das Gesetz über die
Ausgabe der 5prozentigen Anleihe, sowie die Dekrete und Ver-
fügungen über die Bedingungen der Emission. Der Kurs ist auf
88 Franken festgesetzt.
Die Zeichnungen können gedeckt werden mit den Landesverteidigungs-
obligationen und Bons und 3prozentiger Rente, welche jetzt einen nurs
von 66 Prozent hat.
17. Nov. Die englischen Minister Asquith, Grey, Lloyd
George und Balfour sind, begleitet von diplomatischen, militärischen
und Marinefachmännern, in Paris eingetroffen.