Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Erankreit. (November 17. —-26.) 939 
Die Agence Havas meldet unterm 18. Nov.: Die englischen Minister 
Asqauith, Grey. Lloyd George und Balfour hatten im Laufe des gestrigen 
Vormittags eine Besprechung mit den französischen Ministern Briand, 
General Gallieni, Admiral Lacaze und Generalissimus Joffre. Dieser erste 
gemeinsame Ministerrat wird dazu dienen, erweiterte Zusammenkünfte 
vorzubereiten, bei denen Rußland und Italien vertreten sein werden. So 
beginnt die Einheit in der Leitung und Aktion sich zu verwirklichen, die 
Briand und Asquith der Politik geben zu wollen erklärten, um die militä- 
nschen Operationen schneller durchzuführen. Die Unterredung dauerte bis 
1 Uhr nachmittags. Nachmittags besuchten die Minister den Präsidenten 
Poincaré im Elysée. Abends reisten die englischen Minister wieder nach 
England ab. 
17. Nov. Im Senatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten 
gaben der Kriegs= und der Marineminister die von Clémenceau 
gewünschen Aufklärungen über die Lage in Saloniki. 
19. Nov. (Kammer.) Bewilligung von Zuschlags- und Nach— 
tragskrediten. 
Bei der Debatte über die Eröffnung von Zuschlagskrediten in der 
Löhe von 145 Millionen für 1915 greift Brousse verschiedene Verwaltungs- 
zweige des Kriegsministeriums an, die infolge fehlerhafter Organisation 
unnütze Ausgaben machen. Man habe unnötigerweise eine große Zahl 
höherer Offiziere des Territorialheeres zur Bewachung von Straßen und 
Kunstbauten mobilisiert, die man durch Subalternoffiziere und Mannschaften 
der Rekonvaleszenten ersetzen könne, denen man keine Entschädigung zu 
zahlen brauche. Es sei verschiedentlich vorgekommen, daß Flugzeuge im 
Werte von 12000 Franken mit 25000 Franken, Ersatzstücke mit dem sechs- 
bis siebenfachen Preise bezahlt worden sind. Lafont und de la Haye 
schließen sich der Ausführung Brausses an. Ribot erklärt, die Regierung 
werde die von Brousse gerügten Mißstände untersuchen und die notwendigen 
Maßnahmen zur Abstellung vornehmen. Perret erklärt, die Regierung 
müsse eine ganz neue Politik einschlagen, um den alten Mißständen endlich 
zu steuern. Die Regierung müsse planmäßig und nicht unstet, wie bisher, 
vorgehen. Auf diesem Wege werde die Kammer ihr gerne folgen. De la 
Haye wirft Ribot vor, die Regierung wiederhole seit zehn Jahren dieselben 
Versprechungen, ohne daß man eine Aenderung sehe. Er verlangt, daß die 
Minister mit ihrem Vermögen persönlich für alle unnützen Ausgaben haft- 
bar gemacht werden. Nach dem Eingreifen Ceccaldis, der Beispiele für 
die Schleuderwirtschaft in den afrikanischen Kolonien beibringt und nach 
der nochmaligen Versicherung Ribots, daß den Mißständen gesteuert werden 
solle, nimmt die Kammer den Antrag an. 
Die Kammer nimmt gleichfalls nach einer Erörterung, in der von ver- 
schiedenen Deputierten die Notwendigkeit, Ersparnisse zu machen, betont wird, 
den Antrag über die Nachtragskredite für Heer und Marine für 1914 an. 
22. Nov. Vizeadmiral Guêépratte, der bisher die Flottendivi- 
sion vor den Dardanellen befehligt hat, wird zum Oberbefehlshaber 
und Marinepräfekten des Seebezirks Algier und Tunis ernannt. 
26. Nov. (Kammer.) Finanzminister Ribot legt einen Gesetz- 
entwurf für die Eröffnung vorläufiger Kredite in Höhe 
von 8172,8170000 Franken für das erste Vierteljahr 1916 vor.
	        
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