Ialien. (Mai 30.—Juni 2.) 973
Partei. Endlich 4. werden verschiedene Abänderungen der Gemeinde-
und Provinzialgesetze bekanntgegeben, damit der Lauf der Verwaltungs-
geschäfte trotz der Einberufung der zahlreichen Beamten nicht gestört wird.
Ein verstecktes Moratorium wird insofern eingeräumt, als allen Unter-
nehmern, deren Vermögen größer ist als ihre Schulden, Zahlungsaufschub bis
auf zwei Monate nach der Veröffentlichung des Friedensschlusses gewährt wird.
30. Mai. Flottenbefehl des Herzogs der Abruzzen.
Die innnere Vorbereitung und in jedem wurzelnde Opferfreudigkeit
bilden die sichere Bürgschaft, daß die Flotte mit Gottes Hilfe sich ihrer
schweren Aufgabe gewachsen zeigen wird. Italien und die verbündeten
Nationen blicken erwartungsvoll vertrauend auf die italienische Flotte. Voller
Vertrauen auf die Zukunft im Hinblick auf das Beispiel der Bäter, durch-
drungen von dem Gedanken an ein freies, einiges Großitalien und in dem
Bewußtsein des guten Rechtes unserer Sache ergreifen wir die Waffen, um
die Wünsche der Vorfahren zu verwirklichen, nämlich den Ruhm und die
Größe Italiens. Es lebe der König!
31. Mai. Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht ein Dekret, das
den Eigentümern der in den italienischen Häfen liegenden deutschen
und österreichischen Schiffe das Besitzrecht für die ganze Dauer des
Krieges auch in allen den Fällen garantiert, in denen die zwangs-
weise Charterung der Schiffe für Zwecke der italienischen Heeres-
verwaltung erfolgen wird.
Nach einer Meldung aus Genua soll die Verwendung der in italieni-
schen Häfen liegenden deutschen und österreichischen Dampfer zu Truppen-
transporten besonders Frankreich zustatten kommen. Augenblicklich verhan-
deln die Regierungen über gewisse Modalitäten.
2. Juni. Rede Salandras auf dem Kapitol.
Das Römische Komitee für zivile Mobilisation hat eine Versammlung
einberufen, bei der Ministerpräsident Salandra folgende Rede hielt:
Ich ergreife gern das Wort in dieser Versammlung, weil die Regie-
rung dem nationalen solidarischen Wirken des Komitees großen Wert bei-
legt. Um die ältesten, höchsten Wünsche und die vitalsten Interessen des
Vaterlandes zu wahren, sind wir in den größten Krieg, welchen die Welt-
geschichte kennt, eingetreten, in einen Krieg, welcher nicht nur die Kämpfer,
sondern auch die Daheimgebliebenen erfassen muß. Niemand kann sich ihm
entziehen. Wer dem Vaterland nicht seine Arme gibt, muß ihm Geist, sein
Herz und seine Güter zum Opfer geben. Die Daheimgebliebenen müssen
bemüht sein, daß das nationale Leben nicht unterbrochen wird. Unsere
Herzen müssen hochgemut bleiben, weil unsere Sache gerecht und unser
Krieg ein heiliger Krieg ist. Die Italiener aller Schichten müssen nicht
nur die spontane, instinktive Tiefe, sondern auch die wohl überlegte Ueber-
zeugung von der Gerechtigkeit unserer Sache und der Heiligkeit dieses
Krieges haben. Die ganze zivilisierte Welt muß davon überzeugt sein. Ich
wende mich an Italien und an die zivilisierte Welt, um ihnen nicht mit
heftigen Worten, sondern durch Tatsachen und genaue Dokumente zu zeigen,
wie der Zorn unserer Feinde die hohe moralische und politische Würde der
Sache, welche durch unsere Waffen geltend gemacht wird, vergebens herab-
zusetzen versuchte.
Ich werde mit der heiteren Ungetrübtheit sprechen, für welche uns
unser König das Beispiel gab, als er seine Soldaten und Matrosen zu