Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Itelien. (Juli 12. — August 20.) 985 
Ergebnis die Bildung einer französisch italienischen Kommission 
gezeitigt, deren Sitzungen auf der italienischen Botschaft in Paris abgehalten 
werden. Die erste Zusammenkunft sollte am 21. stattfinden. 
12. Juli. Komitee für Herstellung von Waffen und Munition. 
Der König unterzeichnet im Hauptquartier ein Dekret, durch das ein 
Komitee für die intensivere Herstellung von Waffen und Munition er- 
nannt wird, an dem der Ministerpräsident sowie die Minister des Schatzes, 
des Krieges und der Marine teilnehmen. 
Zugleich wird Generalleutnant Alfredo dell' Olio zum Unter- 
staatssekretär für Waffen und Munition ernannt. 
16. Juli. Ein Erlaßernennt den Abg. Barzilai zum Minister 
der „erlösten Gebiete“ ohne Portefeuille. 
Seine Wähler brachten ihm aus diesem Anlaß Huldigungen dar. 
Barzilai hielt hicrauf eine Rede, in der er sagte: Die Tatsache, daß er 
zur gemeinsamen Mitarbeit mit den Männern zugezogen sei, die den Krieg 
erklärt hätten, sei die Bestätigung dafür, daß in Italien alle Parteien sich 
in einem einzigen Willen geeinigt hätten. Italien würde niemals Frieden 
oder Waffenstillstand mit dem Erbfeinde und allen denjenigen, die ihm 
offen oder versteckte Hilfe leisten, schließen, solange man ihm nicht mit dem 
Trentino den Wall der Alpen und mit Triest die Freiheit der Adria zurück- 
gegeben habe, und solange nicht die Eroberung dieser Länder zeige, daß in 
Europa die Herrschaft der Freiheit und der internationalen Gerechtigkeit 
gegen den Egoismus der teutonischen Vorherrschaft eingesetzt worden sei. 
22. Juli. Die italienische Kriegsanleihe erbrachte mit Einschluß 
der festen Beteiligung des Bankenkonsortiums 1117 ½ Millionen Lire. 
22. 30. Juli. Die Lage in Libyen. 
Im Ministerrat berichtet der Kolonialminister Martini über die Lage 
in Liboen. General Ameglio lasse die Cyrenaika im Zustande der Ruhe 
zurück und hoffe auch, in den noch besetzten Teilen Tripolitaniens die 
Sicherheit herstellen zu können. 
Nach einer Meldung des „Corriere della Sera“ aus Rom, 30. Juli 
erstattete der Kolonialminister Martini im gestrigen Ministerrat erneuten 
Bericht über die Lage in Tripolitanien und erläuterte die Gründe, die für 
die Sammlung und Zurückziehung der Truppen auf die befestigten Küsten- 
vunkte bestimmend waren. Mit Rücksicht auf den europäischen Krieg scheine 
es augenblicklich nicht ratsam, erhebliche Verstärkungen nach Tripolitanien 
zu entsenden. Die Regierung hielt es deshalb für richtig, eine vorläufige 
Lösung zu schaffen, bei der innerhalb gewisser Grenzen die Herrschaft in 
der Kolonie bis zu dem Tage gesichert bleibe, wo nach Beendigung des 
europäischen Krieges die politische und militärische Umgestaltung von Tri- 
politanien in Angriff genommen werden könne. Die Ereignisse in Tripoli- 
tanien seien größtenteils der türkisch-deutschen Propaganda zuzuschreiben, 
sowie der unaufrichtigen Haltung der türkischen Regierung, die den Ver- 
pflichtungen des Vertrages von Lausanne nicht nachgekommen sei. 
20. Aug. Der Botschafter in Konstantinopel, Marquis Garroni, 
überreicht der Pforte eine Note, worin erklärt wird, daß Italien 
sich als mit der Türkei im Kriegszustand befindlich betrachte. 
Zugleich verlangt der Botschafter seine Pässe. Als Gründe für die 
Kriegserklärung werden angegeben: die Unterstützung des Aufstandes in
	        
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