Riuische Krrie. (Mai 29.—Juni 11.) 1005
gehört, für die Milderung und Verminderung der traurigen Folgen des
Krieges uns nach Maßgabe unserer Mittel zu verwenden. Der Papypst er-
innert weiter daran, wie er den Austausch der für weitere Dienst-
leistungen untauglichen Gefangenen erreichte, und wie er sich
dafür einsetzte, auch den Austausch der verwundeten oder kranken,
aber zu neuem Militärdienst nicht durchaus untauglichen Ge-
fangenen (s. u.) zu erreichen. Die geistlichen Bedürfnisse haben besonders
unsere väterliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, schreibt der Papst weiter,
infolgedessen haben wir den Feldgeistlichen für die Zelebrierung der
Messe und den Beistand der Sterbenden weitgehende Befsugnisse erteilt,
Privilegien, die nur unter ganz außergewöhnlichen Umständen erteilt werden.
Dieser Befugnisse und Privilegien wollen wir nicht nur die zurzeit als Feld-
geistliche unter den Fahnen befindlichen Priester teilhaftig machen, sondern
auch alle jene Geistlichen, die irgendwie im italienischen Heere Dienste tun.
Der Papst erteilt zum Schlusse allen Kardinälen den Segen.
29. Mai. Der Papst und die fremden Gesandten.
Der „Osservatore Romano“ bestätigt die Unrichtigkeit des Gerüchts,
wonach der Papst die im Kriege mit Italien befindlichen Staaten ersucht
habe, ihre Diplomaten für die Dauer des Krieges abzurufen. Diese hätten
wahrscheinlich geglaubt, daß ihre Anwesenheit unter den gegenwärtigen
Umständen unmöglich sei, nicht, weil ihre persönliche Sicherheit ernstlich
hätte Gefahr laufen können, sondern weil ihre Lage moralisch unhaltbar
und unannehmbar gewesen sei. Auch wenn man annehme, daß die italie-
nische Regierung den genannten Diplomaten das Recht zugestanden hätte.
auf die Verantwortung des Heiligen Stuhles hin mit ihren Regierungen zu
verkehren, wäre eine solche Lage für die Diplomaten nicht annehmbar ge-
wesen und hätte weder der Würde noch den Bedürfnissen ihrer Mission
entsprochen. Die Abreise der Diplomaten dürfe nicht einem Uebereinkommen,
sondern müsse der Gewalt der Umstände zugeschrieben werden sowie der
neuen Lage, die für den Vatikan sehr peinlich sei, da er nicht mehr
direkt mit den Vertretern des einen Teils der Kriegführenden verkehren
könne und auch durch kein anderes Mittel Nachrichten von diesem einen
Teile erlangen könne, so daß er sich also an eine einzige Nachrichtenquelle
haltten müsse und nicht eine allgemeine Kenntnis von der Lage erlangen
könne. Daraus ergebe sich notwendig eine Verminderung und
Beschränkung der Internationalität, die ein wesenticher Be-
standteil der Aktion des Papsttums sei und die dem erhabenen
Charakter seiner wohltätigen Mission in der christlichen Ge-
sellschaft entspreche. Die neue Lage sei für den Papst auch deshalb
peinlich, weil leicht zu begreifen sei, daß das väterliche Herz des Papstes
mit tiefer Betrübnis über die Aussicht auf die schmerzlichen Verluste erfüllt
sei, die auch seinem geliebten Vaterlande vorbehalten seien.
11. Juni. Der „Corr. d'It.“ veröffentlicht folgenden Vorschlag
des Papstes für einen erweiterten Kriegsgefangenenaustausch:
Der Papst, der nie nachgelassen hat, Mittel gegen die schmerzlichen
Folgen des Krieges vorzuschlagen, hat eben einen neuen Beweis seines
Willens, den beklagenswertesten Opfern des Krieges zu Hilfe zu kommen,
gegeben. Unter der Menge der in den verschiedenen kriegführenden Staaten
internierten Gefangenen findet sich eine große Anzahl Kranker und Ver-
wundeter, die noch diensttauglich sind und denen unter den obwaltenden
Verhältnissen nicht die Pflege zuteil werden kann, die ihr Zustand erfordert.
Die väterliche Aufmerksamkeit des Papstes, der sich mit dem Austausch der