Gresibritannien. (Februar 8. 11. 12./13.) 731
dies geschah, um der Erbeutung zu entkommen.“ Da wir in der Praxis
nicht dagegen protestiert haben, daß fremde Kauffahrteischiffe die britische
Flagge als Kriegslist gebrauchen, um der Erbeutung durch Kriegführende
zu entgehen, so bleiben wir dabei, daß auch ein britisches Schiff keine
Verletzung des Völkerrechts begeht, indem es die neutrale Flagge, wenn
es nötig ist, zu demselben Zwecke hißt. Die Gesetze des Völkerrechts und
der Menschlichkeit verlangen, daß ein Kriegführender den Charakter eines
Handelsschiffes und seiner Ladung feststellt, bevor er zur Erbeutung über-
geht. Deutschland hat kein Recht, sich dieser Verpflichtung zu entziehen.
Ein Schiff mit seiner nichtkombattanten Besatzung und Ladung zu ver-
nichten, so wie es Deutschland als seine Absicht ankündigt, ist nichts anderes
als eine Handlung der Seeräuberei auf offenem Meere.
(Nach einer Mitteilung der „Frankf. Ztg.“ hat das Institut de droit
international im Jahre 1913 auf seiner Oxforder Tagung ein Rriegs-
rechtsreglement ausgearbeitet, in dessen Artikel 15 der Gebrauch falscher
Flaggen der ja übrigens auch im Landkriegsrecht durch die Laager Land-
kriegsordnung Artikel 78 ausdrücklich verboten ist untersagt und als „moyen
perfide et barbare“ bezeichnet wird.)
§. 11. Febr. (Unterhaus.) Der neue Heeresetat sieht die
Unterhaltung einer Armee von 3 Millionen Mann vor. Er gelangt
nach dreitägiger Beratung zur Annahme.
Die Debatte wird eröffnet durch den Unterstaatssekretär des Krieges
Tennant. Er rühmte die lleberlegenheit des englischen Flugzeuges und
erklärte, er wolle keine Andentung über die Dauer des Rrieges geben, es
gebe aber niemand, der nicht überzeugt sei, daß schließlich die Verbündeten
die Friedensbedingungen vorschreiben werden. Walter Long (N.) erklärt,
daß die Opposition die Regierung unterstützen werde. King kritisiert scharf
das Preßbüro und die genfur. Generalanwalt Buckmaster erwidert, es sei
nichts verschwiegen worden, außer was das Kriegsamt aus militärischen
Gründen nicht habe veröffentlichen lassen wollen. Bonar Law erklärt,
die Pressezenfur bedarf einer Verbesserung. In einem demokratischen Land
sei die Stimmung der Bevölkerung die Hauptsache. Man müsse deshalb
den Leuten soviel als möglich mitteilen. Sir W. T. Byles fragt wegen
des Untergangs des „Audacious“ an. Entweder ist jenes Schiff vor einigen
Monaten in Nord-Irland verloren worden, oder es ist nicht verloren worden.
Die Nation muß wissen, was geschieht, vor allem nach Ablauf eines so
langen Zeitraumes. Der Redner erhält keine Antwort.
Am 11. Jannar nimmt das Haus einstimmig den Voranschlag für
die Armee an, durch welchen die Mittel für die Unterhaltung eines
Heeres von drei Millionen Mann bewilligt werden.
12./13. Febr. (Unterhaus.) Aufragen über den Krieg.
Der erste Lord der Admiralität Winston Churchill erklärt in Be-
antwortung mehrerer Anfragen, daß sich 37 beschlagnahmte und 73 zurück-
gehaltene feindliche Schiffe in den Häfen des vereinigten Königreichs
befänden. Davon würden alle seetüchtigen Dampfer für die Regierung oder
den privaten Handel verwendet werden. Bei Kriegsausbruch hatte Deutsch-
land 28 fertige Tauchboote und 16 teils im Bau, teils bewilligt. Eins
sei für Norwegen und eins für Oesterreich-Ungarn im Bau gewesen. Ueber
den jetzigen Bestand lägen keine Informationen vor.
Unterstaatssekretär Neil Primrose erwidert auf eine Anfrage, er
glaube, daß von den englischen Patienten in Nauheim diejenigen, welche
auf Grund der bestehenden Vereinbarung dazu berechtigt seien, Deutsch-