Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

736 Großbritannien. (Februar 19. 20.) 
benützten Kohlenstationen können nicht auf dem Landwege mit Kohlen- 
vorräten versehen werden, sondern alles, was die Flotte braucht, muß von 
den Schiffen herbeigebracht und in schwimmenden Depots bereitgehalten 
werden. Infolgedessen müssen die Kohlenschiffe oft lange in den Kohlen- 
stationen bleiben. Churchill erklärt, er könne keine Hoffnung geben, daß die 
Admiralität in der nächsten Zeit mit weniger Schiffen auskomme, vielmehr 
hätten die Bedürfnisse seit dem 1. Jonnuar zugenommen. Die Zunahme sei 
begreiflich, da die Flotte und der Maßstab der militärischen Operationen 
beständig wüchsen. Viele Schiffe würden von der Regierung für besondere 
Zwecke ausgerüstet und könnten nicht sofort durch andere ersetzt werden. 
Lord Beresford schlägt vor, die Verbündeten möchten gemeinsam 
eine Note an die Neutralen richten des Inhalts, daß die Kriegführenden 
die Zufuhr aller Waren, die Deutschland nützen könnten, verhindern würden. 
Am 18. Februar nimmt das Haus die von der Admiralität geforderte 
Kovfzahl von 250000 Mann für die Marine mit der entsprechenden Be- 
soldung an. 
In Beantwortung einer Anfrage sagt Grey, an die russische An- 
leihe seien keine Bedingungen politischer Natur geknüpft worden, noch 
seien solche vorgeschlagen worden. Das hauptsächlichste Band, das die 
beiden Nationen gegenwärtig verbinde, sei der Krieg. Er sei nicht in der 
Lage, jetzt eine Erklärung über die Herstellung dauernder Handelsbezieh- 
ungen zwischen beiden Ländern abzugeben. 
Ueber die Forderungen Japans an China sagt Grey, er könne 
gegenwärtig dem Hause keine Aufklärung über die vertraulichen Informa- 
tionen geben, die er von Japan erhalten habe. Am 5. September 191 sei 
zwischen der britischen, der französischen und der russischen Regierung in 
London ein Vertrag unterzeichnet worden, der damals in der Presse ver- 
öffentlicht wurde und in dem die drei Mächte übereinkamen, während des 
Krieges keinen Separatfrieden zu schließen. Sie seien auch übereingekommen, 
auch wenn es zu Friedensverhandlungen komme, nur im Einvernehmen 
mit den übrigen Verbündeten Friedensbedingungen zu stellen. Artikel 2 
des englisch-japanischen Bündnisses enthalte dieselben Verpflichtungen und 
binde bei der Regelung der Fragen, die aus den Rriegsereignissen im 
fernen Osten entstehen, die vier Mächte aneinander. 
19. Febr. (Unterhaus.) Marinc= und Heeresverluste. 
Winston Churchill teilt mit, daß die Marine seit Kriegsanfang 
solgende Verluste an Mannschaften erlitten habe: getötet 348 Offiziere und 
5812 Mann, verwundet 45 Offiziere und 352 Mann, vermißt 8 Offiziere 
und 5 Mann. Weiter habe die königliche Marinedivision verloren: getötet 
5 Offiziere und 36 Mann, verwundet 4 Offiziere und 184 Mann, vermißt 
7 Offiziere und 868 Mann, interniert 39 Offiziere und 1524 Mann. 
Der Unterparlamentssekretär des Krieges teilt mit, daß bis zum 
Januar im englischen Heer 9175 Fälle erfrorener Gliedmaßen vorgekommen 
seien, ungesähr 10 Prozent der Gesamtverluste. 
20. Febr. Ein in London ausgegebenes Weißbuch veröffentlicht 
einen Briefwechsel, der sich am 31. Juli 1914 zwischen Präsident 
Poincaré und König Georg abgespielt hat. 
Der Briefwechsel ist im Geschichtskalender 1914 S. 675 f. abgedruckt. 
20. Febr. Es wird die Antwort der englischen Regierung be- 
kannt gegeben auf die Reklamation der Vereinigten Staaten wegen 
der Angelegenheit des amerikanischen Dampfers „Wilhelmina“,
	        
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