Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1060 Bäuemark. (Oktober 6.—22.) 
132914132 Kronen, an Ausgaben 118210979 Kronen, somit einen Ueber- 
schuß von 14703 153 Kronen auf. Da aber für die Schuldenverwaltung 
usw. eine Mehrausgabe von 1092340 Kronen vorgesehen ist, verbleibt nur 
noch ein tatsächlicher Ueberschuß von ca. 13,6 Millionen Kronen. Im Ver- 
gleich zum Finanzgesetz für das gegenwärtige Jahr ist aus Staatsbetrieben 
eine Mehreinnahme von 1½ Millionen Kronen, aus Steuern und Abgaben 
eine solche von 7 Millionen Kronen vorgesehen. Die Ausgaben für die 
Sicherungstruppen werden, wie in der verflossenen Reichstagssession, auf 
dem Nachtragsetat aufgeführt werden. Von den 7 Millionen Kronen Mehr- 
einnahmen aus Steuern entfallen 5 Millionen Kronen auf die in der letzten 
Reichstagssitzung beschlossene Einkommens- und Vermögenssteuer. Die Ein- 
nahmen aus den Staatsbahnen und Telegraphenbetrieben werden mit je 
einer Million Kronen Mehreinnahmen angeführt, während die Einnahmen 
der Post um 400000 Kronen niedriger als im gegenwärtigen Finanzjahre 
veranschlagt werden. Weiter bringt der Finanzminister den Abschluß des 
Staatshaushaltes 1914/15 ein, der einen Fehlbetrag von 34,3 Millionen 
Kronen aufweist. Der hauptsächliche Grund hierfür ist, daß im Laufe des 
Finanziahres die Sicherungstruppen bei Heer und Flotte einberufen worden 
waren, wodurch die Ausgaben des Kriegs-- und Marineministeriums das 
Normale bei weitem überschritten. 
6. Okt. Der Verkauf dänischer Schiffe an das Ausland wird 
verboten. 
13. Okt. (Folkething.) Debatte über die zur Durchführung 
der Neutralitätspolitik getroffenen Maßnahmen. 
Der Landesverteidigungsminister Dr. Munch weist darauf hin, daß 
eine Anzahl Konservativer in Rede und Schrift die bestehende Landes- 
verteidigungsordnung und die Veranstaltungen zum Schutz der Neutralität 
als durchaus ungenügend bezeichneten, und nimmt insbesondere Bezug auf 
den offenen Brief, den vor kurzem Graf Holstein-Holsteinborg an die mili- 
tärische Oberleitung Dänemarks zur Bekräftigung solcher Anschauungen ge- 
richtet habe. Jedoch spricht sich der Minister dahin aus, daß das Auftreten 
jener Kreise nicht dazu berechtige, von einem Mißtrauen zwischen dem 
Oberkommando und der Bevölkerung zu reden. Die Parteien des Reichs- 
tages dürfen sich nicht von dieser militaristischen Agitation nervös machen 
lassen; dadurch würden die politischen Verhältnisse in Dänemark, nicht am 
wenigsten auf militärischem Gebiete, nur erschwert werden. Der Wortführer 
der größten Reichstagspartei, der gemäßigten Linken, Exminister Neer- 
gaard, spricht die Hoffnung aus, daß die Regierung fortan dem Reichs- 
tag in geheimen Sitzungen vollen Aufschluß über die militärischen Vor- 
bereitungen geben werde. Landesverteidigungsrichter Dr. Munch erklärt sich 
bereit, dem Reichstag die Aufklärungen in vertraulicher Sitzung zu erteilen. 
13. Okt. (Landsthing.) Die rechte Gruppe kündigt einen 
Antrag auf Einsetzung einer parlamentarischen Kommission zur 
Untersuchung der Verteidigungsbereitschaft an. 
22. Okt. Zum Zweck der Klärung über die Frage der Ver- 
teidigungsbereitschaft findet eine vertrauliche gemeinsame Sitzung 
beider Kammern des Reichstags statt. 
Es nehmen daran fast alle Mitglieder der Kammern, sämtliche Minister, 
der kommandierende General, der Admiral und andere hohe Militärs teil. 
Der Auslandsminister Scavenius macht über die politische und ins-
	        
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