Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Grobritannien. (Februar 22.—27.) 737 
der mit Lebensmitteln von New-York nach Deutschland unterwegs 
und alsdann in einen englischen Hafen verbracht und nicht frei- 
gegeben worden war. Es heißt am Schluß dieser Antwort: 
Deutschland hat den Unterschied zwischen Zivilbevölkerung und Kom- 
battanten aufgehoben. England hat lange Zeit von Vergeltungsmaßregeln, 
zu denen es berechtigt war, abgesehen, aber es ist sinnlos, zu erwarten, 
daß die Verbündeten zu ihrem eigenen großen Schaden durch Regeln und 
Prinzipien gebunden sein sollten, deren Gerechtigkeit sie anerkennen, wenn 
sie beiderseitig befolgt würden, die aber offenkundig von den Gegnern 
ignoriert werden. Wenn also England Lebensmittel für absolute Konter- 
bande erklärt oder andere Repressalien gegen den deutschen Handel ergreift, 
io erwartet es vertrauensvoll, daß die Neutralen eine solche Aktion nicht 
verwerfen werden, indem sie an die völkerrechtliche Doktrin appellieren, 
solange sie Deutschland nicht zwingen können, eine Methode der Krieg- 
führung aufzugeben, die weder rechtlich noch menschlich sanktioniert ist. 
22. Febr. England lehnt alle Proteste der Neutralen gegen den 
Mißbrauch ihrer Flaggen durch die englischen Handelsschiffe ab. 
24. Febr. Bei Beachy Head (östlich der Insel Wight) ist der 
englische Truppentransportdampfer Nr. 192 durch ein deutsches 
Unterseeboot versenkt worden. 
24. Febr. Die Admiralität gibt die Sperrung des Irischen 
Nordkanals bekannt. 
Der ganze Verkehr, der durch den nördlichen Jrischen Ranal zu gehen 
wünscht, muß sich zwischen Sonnenaufgang und Sonnenunntergang südlich 
der Rathlin-Insel abwickeln. Nachts darf kein Schiff sich innerhalb von 
vier Meilen von der Rathlin-Insel befinden. 
26. Febr. (Unterhaus.) Beantwortung von Anfragen. 
Grey erklärt auf eine Anfrage, daß in dem jüngsten Berichte über 
die Rede Sasanows in der Duma nichts zu finden sei, aus dem man 
schließen könnte, Rußland habe die Absicht, Konstantinopel dauernd 
zu besetzen. Die ihm vorliegende Version besage, die Ereignisse, die sich 
an der russisch-türkischen Grenze abspielen, würden Rußland zur Verwirk- 
lichung wichtiger wirtschaftlicher Probleme führen, die mit dem Zutritt 
Rußlands zum offenen Meere verbunden seien. „Das sind“, fährt der 
Minister fort, „Aspirationen, denen wir durchaus sympathisch gegenüber 
stehen." 
Der Handelsminister Runciman teilt mit, die Regierung bezwecke, 
daß die neue Farbengesellschaft die deutschen Patente dauernd benutzen 
könne. Zwar werden die deutschen Patente nach dem Krieg wieder den 
deutschen Besitzern übergeben werden, doch werde die Regierung fordern, 
daß die Farbenpatente Eigentum der neuen Gesellschaft werden. Mit der 
deutschen Regierung werde seinerzeit über die Abfindung für diese Patente 
verhandelt werden, falls Deutschland auch für englische Patente eine Ab- 
findung zahle. 
27. Febr. Die Admiralität hat den Behörden mehrerer be- 
deutender Häfen Englands eine Reihe weiterer Vorschriften zugehen 
lassen über erneute Beschränkungen in der Handelsschiffahrt. 
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