Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Norwezen. (Januar 5.—18.) 1071 
XVv. 
Norwegen. 
5. Jan. Die Regierung verbietet die Ausfuhr von Nickelerz 
sowie von unbearbeitetem Nickel, soweit er nicht in norwegischen 
Werken hergestellt und von einem Ursprungspapier begleitet ist. 
9. Jan. Das ordentliche Heeresbudget für 1915/16 wird im 
Staatsrat auf 19 Millionen Kronen gegen 18 Millionen für das 
Jahr 1914 15 festgesetzt. 
Die Waffenübung für die Rekruten ist für alle Truppen nunmehr auf 
90 Tage verlängert. 
12. Jan. Eröffnung des Storthing. 
In der Thronrede wird ausgeführt: Die Beziehungen zu den 
Mächten sind freundschaftlich. Unsere Bestrebungen sind darauf ausgegangen, 
das Land außerhalb des Weltkrieges zu halten und die Gefahren und 
Schwierigkeiten abzuwenden, die die Lage für die Sicherheit und die Er- 
werbszweige des Landes mit sich brachte. Die Thronrede erinnert an die 
Neutralitätserklärung Norwegens, die Uebereinkunft zwischen Schweden und 
Norwegen vom 8. August, die Dreikönigs-Zusammenkunft in Malmö und 
die dort festgestellte Einigkeit. Das neue Zusammentreten der Spitzbergen- 
konferenz sei bis nach dem Kriege verschoben worden. Dem Storthing 
werden einige Gesetzentwürfe über außerordentliche Maßnahmen zur Stärkung 
der Land- und Seeverteidigung vorgelegt. Das Gleichgewicht des Budgets 
könne ohne bedeutende neue Steuererhöhungen nicht aufrecht erhalten werden. 
Ferner werden Gesetzentwürfe angekündigt über die Einsetzung einer Kom- 
mission zur Behandlung der Frage der Getreideversorgung des Landes und 
über das Staatsmonopol für die Einfuhr von Getreide und Mehl. 
15. Jan. (Storthing.) Enthebung Konows. 
Der Führer der Regierungspartei der Linken, der frühere Staatsrat 
Konow, wird auf Verlangen der Regierung seiner Stellung als Führer 
enthoben. Als Grund hierzu wird angegeben, daß er sich zu der Regierung 
in Gegensatz gesetzt habe. Die Regierungsblätter bezeichnen diesen Vor- 
gang als einen bloßen Personenwechsel, der keine Aenderung in der Politik 
der Regierungspartei zur Folge haben werde. Die Oppositionsblätter hin- 
gegen nennen ihn eine Palastrevolution. Konow hatte befürwortet, daß 
die nationale Wehrpolitik und teilweise auch die Finanzpolitik unter Mit- 
wirkung sämtlicher Parteien geführt werden solle, was den Radikalen nicht 
erwünscht war. Wegen der für den Herbst bevorstehenden Neuwahlen zum 
Storthing erregt diese Angelegenheit ziemlich starke Aufmerksamkeit, da die 
Wehrfrage bei den Wahlen wahrscheinlich im Vordergrund stehen wird. 
18. Jan. (Storthing.) Erklärungen des Ministers des Aeußern 
und des Kriegsministers. 
In derheutigen Sitzung, die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfindet, 
gibt der Minister des Aeußern Ihlen eine Reihe von Mitteilungen, in denen 
er verschiedene Verhältnisse während der jetzigen Weltkrise erörtert, speziell 
die Frage des Imports und Exports des Landes, ferner über die 
Europäischer Geschichtskalender. LVI. 68
	        
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