Ruhland. (Juli 18.—29.) 1101
gemeinen Arbeitsplanes, der dann durchgeführt werden solle. Rußlands
Boden sei noch wie bisher reich an Reserven für die Verpflegung. Ruß-
land sei in der Lage, den Krieg noch auf Jahre hinaus auszuhalten ohne
die geringste Gefahr irgendeiner Erschöpfung. Darüber hinaus könne es
nicht nur seine eigenen Heere, sondern auch die seiner Verbündeten mit
dem notwendigen Bedarf reichlich versorgen. Kriwoschein versichert, daß
trotz des Kriegszustandes ein besonders hoher Getreidepreis nicht eine all-
gemeine Erscheinung im Lande sei und auch nicht zu erwarten sei.
18. Juli. Das Mitglied des Reichsrats Samurin wird zum
Oberprokurator des Heiligen Synods ernannt.
21. Juli. Ein Ukas des Zaren ordnet die Einberufung der
Duma für den 1. August an.
21. Juli. Der Ministerrat hat beschlossen, noch im Laufe des
Jahres 1915 die im Jahre 1896 geborenen Wehrpflichtigen, die
nach den geltenden Bestimmungen erst im Jahre 1917 zu dienen
haben, einzuziehen.
21. Juli. Abkommen zum Austausch der Schwerverwundeten.
Die deutsche und die russische Regierung billigten die Vorschläge der
Direktion des Roten Kreuzes, betreffend die Auswechselung von invaliden
und verwundeten Gefangenen zwischen Deutschland und Rußland. Vier
Züge mit Einrichtungen für Krankenpflege gehen dreimal wöchentlich von
Haparanda nach Trelleborg oder umgekehrt, jeder mit 250 Verwundeten.
Die Verbindung Saßnitz—Trelleborg wird von schwedischen Spezial-
dampfern besorgt. Die Besichtigung zur Verhinderung von Epidemien
findet in Saßnitz und Tornea statt. Der erste Zug geht in der ersten
Augusthälfte ab.
27. Juli. (Warschau.) Der Festungsgouverneur erließ den
Befehl, die gesamte Ernte müsse innerhalb der nächsten drei Tage
unbedingt eingebracht sein. Zwischen Blonie und Grojec stehende
Heeresteile haben Order erhalten, die bis dahin nicht eingebrachte
Ernte in Brand zu stecken.
Wegen des Näherkommens der Gefsechtsfront hat die Regierung, wie
Reuter meldet, die letzten noch in Warschau befindlichen Munitionsfabriken
aufgefordert, ihre gesamten Vorräte und Einrichtungen in das Innere Ruß-
lands zu schaffen. Die Regierung befördert Arbeiter und Maschinen un-
entgeltlich und gewährleistet die Fortsetzung der Betriebe.
27. Juli. (Petersburg.) Der Korrespondent des „Temps“
meldet, daß die Militärbehörden die notwendigen Maßnahmen für
die Räumung von Wilna, Grodno, Kowno und Bialystok
ergriffen haben. Die Spitäler, Gefängnisse und Schulen wurden
bereits geräumt. Die Blätter beruhigen die Bevölkerung, indem
sie erklären, es handle sich um Vorsichtsmaßregeln.
29. Juli. Kulomsin, Staatssekretär und Mitglied des Reichs-
rats, wird zum Präsidenten des Reichsrats ernannt.