Metadata: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Jegupten. (Nov. 29. — Dez. 1.) — Bilzatien. (Jan. 3. 9.) 1171 
29. Nov. (Kairo.) Eine Verschwörung wird entdeckt, die be- 
zweckt, den Sultan zu entthronen, die Minister zu stürzen, sowie 
der englischen Herrschaft ein Ende zu bereiten. 
1. Dez. Die Senussi erklären den heiligen Krieg. 
Die römische „Tribuna“ erfährt aus Kairo, daß Idris el Mahdi den 
Häuptling der Senussi zur Verkündigung des Heiligen Krieges ermahnte. 
Ahmed el Senussi habe darauf dem Khediven telegraphisch seine Ergeben- 
heit versichert und ihm mitgeteilt, daß die Mohammedaner wieder Gelegen- 
heit hätten, ihm ihre Treue zu beweisen. Neue Truppenbewegungen der 
Mohammedaner am Suezkanal unter dem Kommando von Djemal Pascha 
werden gemeldet. Das zeige, daß Diemal Pascha nie gegen den Sultan 
rebelliert habe, und daß er militärischen Ruhm zu erwerben trachte, um 
Enver Pascha und Talaat Bey zu überflügeln. Von Perthel Pascha war 
berichtet worden, daß er gegen Diemal gesandt worden wäre. Das treffe 
aber nicht zu, vielmehr sei er mit einer Armee ausgesandt worden, um 
den Türken bei Bagdad Verstärkungen zu bringen. 
XVIII. 
Bulgarien. 
3. Jan. (Kammer.) Ministerpräsident Radoslawow erneuert 
bei der Beratung des Budgets des Auswärtigen die Erklärung, 
bei der Neutralität beharren zu wollen, solange seine Interessen 
nicht in Frage gestellt würden. 
9. Jan. Das Komitee der nach Bulgarien eingewanderten 
Mazedonier erläßt folgende Erklärung: 
Während der größte Teil der bulgarischen Oeffentlichkeit der russischen 
Diplomatie vertraute und erwartete, daß die serbische Regierung gutwillig 
die Rückerstattung des geraubten mazedonischen Gebietes zugestehen werde, 
das König Peter im Vertrage von 1912 als bulgarisch anerkannt hat, hat 
sein Sohn, der tatsächliche Herrscher Serbiens, in seiner Proklamation vom 
17. Dezember a. St. allen Hoffnungen, in denen man sich naiver Weise 
wiegte, entschieden ein Ende gesetzt. Nach dieser Proklamation ist Serbien 
entschlossen, seine mazedonische Beute von der Bregalnitza bis Monastir zu 
behalten. Wir mazedonischen Bulgaren wußten dies. Wir können aber auch 
die in der Proklamation enthaltene große Fälschung, daß die Mazedonier 
heldenmütig und von Liebe für das serbische Vaterland beseelt, gegen 
Oesterreich-Ungarn kämpfen, nicht mit Stillschweigen übergehen. Zwar sind 
die unterjochten Mazedonier, die mit abscheulichen Gewaltmaßregeln ge- 
zwungen werden, an der Seite ihrer Unterdrücker zu kämpfen, jeder Möglich- 
keit beraubt, den Prinzen Alexander der Lügen zu strafen; aber wir in das 
bulgarische Königreich Eingewanderten erheben mit um so größerer Erbitte- 
rung gegen diese Ausnützung der unglücklichen Lage unserer vom Schicksal 
heimgesuchten Stammesgenossen Einspruch. Die Hinmordung der männlichen 
Bevölkerung Mazedoniens, die, obwohl sich ihre heiligsten Gefühle dagegen 
sträubten, gegen Oesterreich-Ungarn zu kämpfen, in den vordersten Reihen 
der serbischen Truppen dem Feuer ausgesetzt worden sind, hat den Haß 
gegen die Unterdrücker derart angefacht, daß die Mazedonier ihr Vertrauen
	        
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