Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1172 Hulsarien. (Februar 6.—März 1.) 
und ihren Trost einzig aus dem Gedanken schöpfen, daß sie am Vorabend 
der blutigen Abrechnung und der Befreiung stehen. 
6. Febr. Anleihe-Transaktion. 
Das Sgondikat deutscher und österreichisch-ungarischer Banken, das 
mit Bulgarien einen Vertrag auf Gewährung einer Anleihe im Betrage 
von 500 Millionen Franks abgeschlossen hat, hat sich in Anbetracht der 
gegenwärtigen Verhälrnisse des Geldmarktes, welche die Durchführung der 
Anleihe nicht gestatten, Bulgarien gegenüber erboten, damit das Schatz- 
amt sich nicht in Verlegenheit befinde, auf diese Anleihe gegen al pari auf- 
genommene Schatzbons einen Vorschuß von 150 Millionen Franks zu 7½21 5 
Zinsen zu gewähren. Davon sind 75 Millionen im Augenblick der Unter- 
zeichnung der Vereinbarung, der Rest in Teilbeträgen von 10 Millionen 
alle vierzehn Tage, vom 9. März bezw. 1. April angefangen, zu zahlen. 
Wenn ein Teil des Vorschußbetrages in Verwahrung der Banken bleibt, 
werden diese der bulgarischen Regierung für den betreffenden Betrag gleich- 
falls 7 1/2% Zinsen gutschreiben. 
Die bulgarische Gesandtschaft in Paris teilt darüber der „Agence 
Havas“" folgende Note des Ministeriums des Auswärtigen mit: 
Die künstliche Aufregung, die die bulgarische Finanzoperation hervor- 
gerufen hat, ist ungerechtfertigt. Die bulgarische Regierung hat im letzten 
Sommer mit einer Gruppe von deutschen und österreichischen Banken, mit 
der Diskontogesellschaft an der Spitze, ein Anlehen von 500 Millionen ab. 
geschlossen, dessen Emission infolge des Krieges verschoben wurde. Die 150 
Millionen, deren Bezahlung das Syndikat zugestimmt hat und von denen 
die Hälfte unverzüglich, die andere in verschiedenen Zeitabständen bezahlt 
werden muß, sind nur ein neuer Vorschuß auf das erwähnte Anlehen. Die 
Operation bringt keine Aenderung in der bulgarischen Politik mit sich. Ee 
ist klar, daß Bulgarien nationale Forderungen besitzt, wie bekannt ist. Wien 
und Berlin haben für die Durchführung der Operation keine politische Be- 
dingung gestellt. Bulgarien verfolgt mit dieser Operation folgende Zwecke: 
seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, besonders der Bezahlung 
der Kupons, das budgetäre Defizit zu erleichtern, das der Krieg verursacht 
hat, und auch die Operationen der bulgarischen Nationalbank leichter zu 
gestalten, der der Staat beträchtliche Summen schuldet. 
10. Febr. Das dreimonatige Moratorium wird unbefristet 
verlängert. 
14. Febr. (Sofia.) Bombenattentat. Auf einem von Künst- 
lern veranstalteten Maskenball wird eine Bombe geworfen. Dem 
Attentat fallen der Sohn des früheren Kriegsministers Bojadschew 
und die Tochter des gegenwärtigen Kriegsministers Fitschewm zum 
Opfer. Zahlreiche Personen werden verletzt. 
1. März. Ministerpräsident Radoslawow richtet an die Gesandt- 
schaften Österreich-Ungarns und Serbiens eine gleichlautende Protest- 
note wegen der Schäden, die durch die in den Gewässern der Donau 
ausgelegten, an das bulgarische Ufer angetriebenen Minen ver- 
ursacht seien. 
Die Note schließt: Unter diesen Umständen wird nicht nur die Schiff- 
fahrt in diesen erwähnten Gewässern der Donau außerordentlich gefährlich, 
sondern auch die Uferbevölkerung und ihre Güter, die sie am bulgarischen
	        
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