1184 Balgarien. (Oktober 30.—November 3.)
Amtlich wird darüber mitgeteilt: Gleichzeitig mit dem Abbruch der
diplomatischen Beziehungen zwischen den bevollmächtigten Ministern der
Entente in Sofia und der kgl. bulgarischen Regierung hat der Delegiene
der Inhaber von Stücken der bulgarischen Anleihen von 1902, 1904 und
1907 es für gut befunden, ohne triftigen Grund Bulgarien zu verlassen.
obwohl er dem diplomatischen Korps nicht angehörte und in Wirklichken
nur ein dem bulgarischen Staatsdienst zugeteilter Funktionär war.
Dieser von der Banque de Paris et des Pays-Bas ernannte Delegierte
vertrat in Sofsia die Interessen der französischen, englischen, russischen,
deutschen, österreichisch-ungarischen und selbst bulgarischen Stückenbesiper
und hatte insbesondere die Aufgabe, die für die obenangeführten An-
leihen verpfändeten Tabakbanderole und S#tempel unter Verschluß zu
halten, die er nach Bedürfnis der bulgarischen Finanzverwaltung über-
wies. Indem der Delegierte seinen Posten verließ, zog er es vor. seine
eigene nicht bedrohte Person in Sicherheit zu bringen, und überantwortete
seinem Gehilfen die Interessen der Stückeinhaber sowie die Ausfolgung
der Banderolen und Stempel. Als dieser Gehilfe später von den Milität-
behörden verfolgt und verhaftet wurde, hörte damit auch der Dienst des
Delegierten auf.
Angesichts dieser Verhältnisse und im Hinblick darauf, daß die Wirksam-
keit des Delegierten sozusagen überflüssig geworden war und die Schaffung
seiner Stelle angesichts des Umstandes, daß der bulgarische Staat niemal=
die von ihm eingegangenen Verpflichtungen außer acht gelassen hatte noch
auch im geringsten daran gedacht hat, sie zu mißachten, nicht gerechtfertigt
erschien, hat die königlich bulgarische Regierung den Beschluß gefaßt, diesen
Posten aufzuheben. Sie hat die autonome Direktion der bulgarischen öffent-
lichen Schuld beauftragt, das gesamte Inventar einschließlich der Schlüssel
zu den Kellern, in denen die Banderolen und Stempel aufbewahrt werden.
zu übernehmen und in der Zukunft, wie sie es in der Zeit der Wirren.
die gegenwärtig in Europa herrschen, getan hat, die Stelle des Delegierten
für die regelmäßige Ueberweisung der nötigen Summen an die Banque de
Paris et des P’ay-Bas sowie an die Zahlstellen in Berlin, London, Wien,
Genf und Amsterdam, die mit dem Dienst für die Anleihen von 1902,
1904 und 1907 beauftragt sind, vorzusorgen.
30. Okt. Dem Kronprinzen Boris, dem Prinzen Cyrill, dem
Ministerpräsidenten Radoslawow und dem Generalissimus Jekow
wird von Kaiser Wilhelm das Eiserne Kreuz ll. Klasse verlichen.
3. Nov. „Narodni Prava“ teilt mit, daß wegen Annahme von
Bestechungsgeldern seitens der Entente gegen mehrere Personen
Untersuchung eingeleitet worden sei.
Siehe Näheres Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd. X S. 204f.
3. Nov. Herstellung der griechischen Schulen im früher serbischen
Mazedonien.
Die Regierung bestimmt, daß in dem besetzten, bisher serbischen Maze-
donien für die Kirchen und christlichen Schulen der Zustand wiederhergestellt
wird, der in der türkischen Zeit bestanden hat, daß nämlich die Griechen
überall ihre Schulen wieder eröffnen und unter Aussicht der Bischöfe des
Patriarchats arbeiten lassen können, was die Serben nicht durchweg ge-
stattet haben. Bulgarische Exarchat-Bischöfe sollen nur da eingesetzt werden,
wo sie schon zur türkischen Zeit bestanden.