1190 Rumãnien. (März 11. - Mai 26.)
Weitere Vorlagen regeln das Requisitionswesen dahin, daß Ein—
ziehungen von Materialien auch vor der allgemeinen Mobilisierung bei
Truppenbewegungen und Manövern vorgenommen werden dürfen. Im
Mobilisierungsfalle kann der Staat Dienstleistungen von Spezialisten, wie
Ingenieuren, Architekten und Chemikern bis zu 65 Jahren verlangen.
11. März. Das Parlament nimmt einen Gesetzentwurf an, worin
Ausfuhrzölle für Lebensmittel festgesetzt werden und zwar:
500 Franken für den Waggon Mais, 700 Franken für den Waggon
Maismehl und 3000 Franken für den Waggon Bohnen.
12. März. (Kammer.) Der Gesetzentwurf, betreffend das Ver-
bot der Ausfuhr von Hafer, Erbsen und Roggen, wird ein-
stimmig angenommen.
3. Mai. Das Exekutivkomitee der konservativen Partei
spricht dem Parteiführer Marghiloman mit 32 gegen 26 Stimmen
das Vertrauen aus.
Marghiloman vertritt den Standpunkt strikter Neutralität; eine
unter Führung des früheren Ministerpräsidenten Peter Carp stehende
Gruppe der Partei steht auf dem Standpunkt des Bündnisses mit Oester-
reich-Ungarn und dem Deutschen Reich. Endlich ist noch eine dritte Gruppe
vorhanden, deren Haupt Filipescu die bewaffnete Parteinahme für den
Vierverband vertritt.
20. Mai. Ungeduldiges Drängen zur Teilnahme Rumäniens
am Krieg.
Der deutschfeindliche frühere Minister Filipescu schreibt im „Uni-
verful“: In den nächsten Tagen steht die Entscheidung in der Haltung
Italiens bevor. Wir sind aber noch nicht einmal mit der diplomatischen
Vorbereitung des Krieges fertig. Wir besitzen keine bestimmten Erktärungen
des Dreiverbandes über Entschädigungen für die Aufgabe der Neutralität.
Italien hat alles geordnet, wir nicht. Sollten wir dank unserer unfähigen
Regierung auch diese günstige Gelegenheit zum Losschlagen verpassen?
26. Mai. Die Blätter dementieren das Gerücht, daß Rumänien
durch einen Vertrag mit Italien gebunden sei, ebenfalls aus
der Neutralität herauszutreten.
Es wird darüber aus Wien, 26. Mai, geschrieben: Offiziöse Bukarester
Blätterstimmen versichern, daß das Eingreifen Italiens die Haltung Ru-
mäniens nicht beeinflusse. In letzter Zeit stärker als jemals einsetzende
Drohungen und Versprechungen Rußlands und Italiens seien wirkungslos
geblieben und könnten an der Haltung des Ministerpräsidenten Bratiann.
und des Königs nichts ändern. Man halte die militärische Intervention
Italiens nicht als entscheidend für den Sieg des Dreiverbandes. Uebrigens
sei man sich klar darüber, daß ein Sieg des Dreiverbandes mit Hilfe
Italiens dieses zum Herrn über das ganze Adriagebiet machen, dann Ruß-
lands Herrschaft in der Bukowina bedeuten und die Alleinherrschaft Ruß-
lands über das Schwarze Meer und die Dardanellen sichern würde, so daß
Rumänien, in den brutalen Slawismus eingezwängt, von Westeuropa ab-
geschnitten und der Weg zum freien Meere ihm abgesperrt wäre.